Recht, elend

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Kriwetz
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Beitrag von Kriwetz » 10.09.2010, 10:31

Einen schönen Guten Morgen und Gruß nun auch an Sam : -),

nach diesem sehr fundierten und wieder auf das eigentliche „Problem“ konzentrieren Artikel (hinter dem ja schon Jahre an intensiver Auseinandersetzung mit dem Thema erkennbar sind), will ich meine Antwort an Hank´s Eintrag der Vollständigkeit halber noch dazu stellen.


Zitat:
Tja, es wäre wirklich interessant festzustellen was mit einem durchschnittlichen Menschenhirn passiert, wenn es in die Spähren der Politik gerät, da müsste man echt noch Hirnforscher werden...

Ständig in seiner Macht und Wichtigkeit bestätigt werden, und sei es auch nur durch ständige Kritik. Wir wissen es als Normalbürger nicht wie das ist, wenn ständig Foto- und TV-Kameras auf einen gerichtet sind, ständig kommen alle und wollen einen guten Eindruck machen und schnelle Patentrezepte- und -lösungen haben...

Was da für Glückshormone in einem Politiker-Hirn ausgeschüttet werden - wahrscheinlich wird man danach süchtig...
Aber: Die Politiker kommen ja aus dem Volk bzw. aus der Bevölkerung. - Und so sind wir halt - eitel, dumm und gefräßig...



Wenn man das im Sinne einer bloßen Diagnose so sieht, ist dagegen sicher nichts einzuwenden. Erfahrungsgemäß mutieren allerdings solche diagnostischen Aussagen leicht in bequeme Ausreden, im Sinne von: na, dann passt eh´ alles…
Dem könnte ich mich allerdings nicht anschließen. :-)



Zitat:
Was die Informationen angeht: Informationen stehen allen und jedem mehr als genug, wahrscheinlich zu viele zur Verfügung, das Problem ist eher, die richtigen Erkenntnisse und Schlüsse bei der Hand zu haben. Und: Wie geht man mit Sachen um, die man nicht weiß, also fast alles??



Wenn man das genauer anschaut, lässt sich auch ein fataler Irrtum konkretisieren, dem man allgemein dabei unterliegt.
Das, was als „Informationen“ bezeichnet wird, sind in Wirklichkeit gar keine. Es ist bei genauer Betrachtung nämlich immer nur eine Kombination aus einer Berichterstattung über alle möglichen Aspekte (Probleme) des ist-Zustandes, mit dem Versuch, diese mit beliebigen Theorien erklären und dann lösen zu wollen.
Und bei noch genauerer Betrachtung ist es nicht einmal das, sondern Berichte darüber mit der abschließenden Feststellung, wer an was Schuld (gewesen) ist.
Jedenfalls keine Meisterleistung in Sachen „Intelligenz“… lol

Und bei der Fülle an Problemen wundert es natürlich nicht, dass diese Berichterstattung nicht nur mehr als genug ist, sondern alles überlagert und wirkliche Information nicht mehr durchlässt.


Zitat:
Die Frage ist: Soll man jetzt echt auf die "Stunde Null" warten, oder kann man das derzeitige politische und gesellschaftliche System auch bei laufendem Betrieb da wo es nötig ist (noch) reparieren?


Das kann nur jeder für sich und auf der Grundlage der ihm zur Verfügung stehenden Information beantworten und entscheiden. Natürlich aber auch die Verantwortung dafür tragen…


Zitat:
"Zwei Schritte vor, einer zurück" - das war Lenins Meinung zur Entwicklung der menschlichen Gesellschaft.

Man sieht: Philosophie ist wichtiger als Demokratie, und Politik sowieso...




…hätte Lenin gesagt „ein Schritt vor, zwei zurück“, dann wäre das nicht nur näher an der Realität gewesen, sondern ein bis heute zutreffender Spruch. Wenn man mal davon absieht, dass darin die Frage geflissentlich ausgelassen wird: in welche Richtung geht es eigentlich nach „vor“? Wie sonst ließe sich feststellen, ob man einen Vortschritt (grins) oder doch eher wieder nur einen Rückschritt gemacht hat?
Ihr Resümee, was die Philosophie betrifft, kann ich nur voll unterstreichen. Bedauerlich halt, dass sie in der Politik noch nicht angekommen ist… und wie es aussieht, auch nicht so bald dort ankommen wird, außer als Wort, wenn wieder einmal was schöngeredet werden soll… :-)


Grüße G.K.



Hank
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Beitrag von Hank » 14.09.2010, 02:07

Ja, play it again Sam!


Es gibt ja Naturgesetze, die man nicht ändern kann. Die Schwerkraft konnte auch noch nicht abgeschafft werden, auch die Schwangerschaft konnte nicht wie die Gewerkschaften schon seit langem fordern von neun auf sieben Monate reduziert werden und der Hund wird immer seinen Knochen verteidigen.

Und Gewohnheitsrecht wird es auch immer geben, auch wenn heutzutage die Richter hauptsächlich dafür zuständig sind.

Die Gewaltenteilung sieht eben aber auch eine Legislative vor. Alle Macht geht vom Volke aus, heißt es in der Verfassung. Bei uns in Österreich sind es eben die (beiden) Parteien. Die Leute wollen Demokratie und auch Repräsentanz, aber scheinbar keine Parteien mehr - siehe Wahlbeteiligung.

Dadurch entsteht eine enorme legistische Lücke, weil unser System wie es derzeit läuft die politische Willensbildung der Bevölkerung nicht mehr korrekt abbildet bzw. die politische Willensbildung z.B. im Internet zerfranst.

Das Recht hinkt so den gesellschaftlichen Entwicklung hinterher, andererseits kann nicht die ganze Lebenswirklichkeit vom Gesetzesrecht erfasst werden, obwohl man gerade in Österreich den Eindruck haben könnte alles und jedes ist gesetzlich geregelt und was nicht gesetzlich geregelt ist steht außerhalb normativer Relevanz.

Außerdem gibt es ja noch den Gegensatz "law in the books" und "law in action", man weiß ja, dass OGH-Urteile eine Norm oft einmal ins genaue Gegenteil verkehren können.

Der große Sinn des Rechts ist ja, dass man damit eben nicht so ohne weiteres immer in die persönliche Ebene abdriften kann, dass eben nicht jedes Argument erlaubt ist, dass gerade eben nicht Privilegien verhandelt werden.

Klar, "Recht" ist noch lange nicht "Gerechtigkeit", das ist der Punkt. Aber soll man sich "Gerechtigkeit" als einen Weltzustand vorstellen oder als ein älteres Wort für "Fairness"?

Jedenfalls soll mir jemand den Tag nennen, an dem die Welt in Ordnung war, wann war das?

Heutzutage kriegt man einfach so unglaublich viel mehr, vielleicht zu viel mit was den ganzen Tag auf der Erdkugel so abgeht.

Ein Menschenherz würde es aber auch nicht aushalten, wenn es alle guten und schönen Momente, die an einem einzigen Erdentag passieren mit voller medialer Wucht mitkriegen täte, weil es passieren ja täglich auch so viele unheimlich tolle Sachen, dass es eben an sich nicht zum Aushalten ist...

Samuel Blaser
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Beitrag von Samuel Blaser » 14.09.2010, 22:07

Hallo Hank,


"Es gibt ja Naturgesetze, die man nicht ändern kann. Die Schwerkraft konnte auch noch nicht abgeschafft werden, auch die Schwangerschaft konnte nicht wie die Gewerkschaften schon seit langem fordern von neun auf sieben Monate reduziert werden und der Hund wird immer seinen Knochen verteidigen."


Das sind wiederkehrende Phänomene, keine menschengemachten Rechte oder Gesetze.


"Und Gewohnheitsrecht wird es auch immer geben, auch wenn heutzutage die Richter hauptsächlich dafür zuständig sind."


Die Macht der Gewohnheit ist sicherlich ein menschlicher Grundzug, der aber auch sehr einschränkend sein kann, aber auch angegangen werden kann.


"Dadurch entsteht eine enorme legistische Lücke, weil unser System wie es derzeit läuft die politische Willensbildung der Bevölkerung nicht mehr korrekt abbildet bzw. die politische Willensbildung z.B. im Internet zerfranst."


Diese Kluft ist am wachsen, nicht nur in Österreich.
Dass sie mit legistischen Formen wieder geschlossen werden kann, ist höchst unplausibel, wuchs doch die Kluft auch wegen diesen.


"Das Recht hinkt so den gesellschaftlichen Entwicklung hinterher, andererseits kann nicht die ganze Lebenswirklichkeit vom Gesetzesrecht erfasst werden, obwohl man gerade in Österreich den Eindruck haben könnte alles und jedes ist gesetzlich geregelt und was nicht gesetzlich geregelt ist steht außerhalb normativer Relevanz."


Das zeigt ja, dass es mit 'gesetzlicher Regelung' eben NICHT getan ist.


"Der große Sinn des Rechts ist ja, dass man damit eben nicht so ohne weiteres immer in die persönliche Ebene abdriften kann, dass eben nicht jedes Argument erlaubt ist, dass gerade eben nicht Privilegien verhandelt werden."


'Recht' lässt sofort 'Unrecht' entstehen und damit ist wieder die 'Gewohnheit' Schuldzuweisung in den Startlöchern zu einem eingebahnten Weg, der schon (fremd)vorbestimmt ist und sich nachweislich kontraproduktiv auswirkt.

Pointiert aber keineswegs übertrieben lässt sich sagen:

Das Recht wurde erfunden, um andere ins Unrecht zu stellen.

Das Rekurrieren auf 'ein Recht' ist in dem Sinn ein zwischenmenschliches Scheitern, ein Nicht-Nachvollziehen-Können des Verhaltens anderer (und das dann auch gar nicht mehr wollen, weil es 'für den Fall' eben 'ein Recht' gibt, auf das man sich berufen kann, statt die Sache situativ und nicht-schuldzuweisend ansehen zu können).



"Klar, "Recht" ist noch lange nicht "Gerechtigkeit", das ist der Punkt."


Die Idee der Gerechtigkeit ist eine Falle. Zumindest dann wenn das Wort so verwendet wird wie heute.
Wer 'Gerechtigkeit' einfordert, hat überhaupt kein Interesse am Mitmenschen, weil jeder Mensch was Besonderes ist und diese Besonderheit gerade nicht erfasst werden kann in der Gerechtigkeitsidee, sondern dort nivelliert und an ein virtuelles Ideal verkauft wird.
Damit spreche ich nicht einem 'Amoralismus' das Wort, weil der ja nur eine Umkehrung der Gerechtigkeit darstellt und auch in dem Sinn nichts begriffen hat.
Auch nicht das Wort spreche ich damit einem 'anarchischen Individualismus', weil der das Entwicklungspotenzial, das sich erst 'wegen und im Du' - auch gerade DURCH 'soziale' Konflikte - konkretisiert, nicht erfasst.



"Aber soll man sich "Gerechtigkeit" als einen Weltzustand vorstellen oder als ein älteres Wort für "Fairness"?"



Ein 'Bereinigen' einer Konfliktsituation (die es m.E. auch immer wieder geben wird) kann z.B. so ablaufen:
Alle Beteiligten werden zu einem Gespräch eingeladen und es wird versucht zu eruieren, warum was geschehen ist, bis dies allen so klar wie möglich wurde und dann eben KEIN Urteil über einen Menschen oder eine konkrete Gruppe gefällt wird, sondern der Schaden sachlich in den Zusammenhängen von allen gesehen und dann behoben werden kann. Die beste Art der 'Prophylaxe' ist dies auch.

Wenn es nicht so abgeht, überantwortet man diese Art Menschlichkeit dem tradierten toten Papier, wie wenn dieses mehr Möglichkeiten hätte als ein Zusammenkommen lebender Menschen mit Ideen und Einfühlungsvermögen...
Völlig hirnrissig eigentlich, nicht wahr? :-)


"Jedenfalls soll mir jemand den Tag nennen, an dem die Welt in Ordnung war, wann war das?"


Konflikte gehören zum Leben, klar. Sie sind aber auch nichts Sinnloses, wenn eine Entwicklung daraus erfolgen kann. DAS wäre eigentlich der 'Geist' eines 'Gemeinsinns'; dass das Entwicklungspotenzial in Konflikten ZUSAMMEN gesehen werden kann - und da wären logischerweise ältere Menschen auch die darin erfahreneren und in dem Sinn sozial 'wichtigen'.
Es ist halt nur eine der vielen Auswirkungen der an sich ja logischerweise mitgefühlsunfähigen Schriftgesetzgebung, dass alte Menschen als 'Problem' taxiert werden und denen Spezialrechte eingeräumt werden, als wäre dies eine Art der Würdigung...

Unnötig doof wird es, wenn Konfliktlösungsstrategien und -gewohnheiten nur neue Konflikte künstlich schaffen, und das 'Prinzip Gesetzgebung' tut das.

In ausnahmslos jedem 'aktuellen Problem' und dessen 'Diskurs' lässt sich das zeigen.

Ist doch nicht so schwer einzusehen, oder? :-)


Viele Grüsse

Sam

Kriwetz
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Beitrag von Kriwetz » 15.09.2010, 10:01

Weil ich das soeben auf orf.at gelesen habe, wollte ich es ergänzend auch hier noch dazu stellen: http://www.orf.at/#/stories/2014628/
Titel: Rechtsanwälte warnen vor „Einschränkung der Grundrechte“

Es wird dabei wohl richtig antizipiert, was leicht absehbar ist. Allerdings wird der bloße Hinweis darauf (die „Warnung“) nichts daran ändern, dass es auch so eintreten wird, weil es ihr an einer ganzheitlichen Argumentation mangelt.
Weil eine solche aber wieder am Prinzip der „Gesetzgebung“ ansetzen und bereits dieses in Frage stellen müsste, woran die Rechtsanwälte aber wieder kein sonderliches Interesse haben werden, wird es wohl bei der Floskel bleiben…

Und eine sonderbare Situation wird später einmal eingetreten sein:
Weil jetzt aus kurzsichtigen Interessen darauf verzichtet wurde, das auch ganzheitlich zu argumentieren, werden sich auch die Rechtsanwälte in absehbarer Zeit im solcherart herbei geführten und die gesamte Gesellschaft betreffenden desolaten Zustand wieder finden und dann sagen: Wir haben eh´ davor gewarnt…
Schon, aber halt nicht argumentiert. : -)
Die Folgen und der Katzenjammer werden dann zwar (wieder einmal, wie regelmäßig in der Geschichte und immer aus dem gleichen Grund) sehr groß sein, aber die jetzt verpasste Gelegenheit halt nicht wieder bringen können.

Grüße G. K.

Hank
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Beitrag von Hank » 16.09.2010, 03:15

Die Frage ist, inwieweit die Rechtswissenschaft auch eine Sozialwissenschaft ist bzw. sein soll.

Wie gesagt, es gibt die Gesetze der unbelebten Natur, der belebten Natur - und der menschlichen Gesellschaft, eben diese ganzen geschriebenen und ungeschriebenen Vorschriften, Normen usw.

Der Mensch, jedenfalls mancher, nimmt sich eben zu wichtig, die wirkliche Wirklichkeit (also Naturgesetze) werden von den Gesetzen der organisierten Wirklichkeit (also Papiergesetze) überwuchert, in Amerika kommen scheinbar jedes Jahr 30.000 frische Anwälte dazu...

Außerdem darf nicht vergessen - heute kann man ja mit dem Staat verhandeln, man wird auf der Rückseite von Bescheiden über seine Rechte aufgeklärt, es gibt Volksanwälte....

Früher musste das alles ein Anwalt erledigen, heute machen Vereine und Verbände in ihrem Bereich Rechtsberatung (z.B. Mietervereinigung, ÖAMTC, AK, Schuldnerberatung...)

Da aber alles mit allem zusammenhängt ist es oft sehr schwierig herauszufinden, was überhaupt die Ursache von einem Ereignis war. Schuld im juristischen Sinne meint zwar nicht die Erbsünde, aber doch "vorwerfbares Verhalten". Der Mensch hat eben Schwächen/Fehler...Da müssen oft Experten und gerichtliche beeidete Sachverständige ran an die Sache.

Die kulturelle Veranstaltung "Religion" bzw. die Kirche hat ihr Grundgeschäft mit der Gerechtigkeit, Schuld, Verzeihung und Sühne (siehe auch die aktuellen Missbrauchsvorfälle) mehr oder weniger dem weltlichen Recht überlassen.

Die Juridifizierung ist eben auch Ergebnis der Säkularisierung seit Beginn von Humanismus und Aufklärung. Die große Stärke des Rechts aber wäre an sich die Gnade - "Gnade vor Recht" ergehen lassen heißt es ja...

Anarchie ist natürlich eine Illusion, weil nicht alle Menschen gleich stark sind - das Recht gleicht hier manches aus und entschärft viele Konflikte durch seine nüchterne "sachgerechte" Sprache.

Vieles hängt sicher mit dem Bedeutungsverlust des Anwaltsberufes zusammen. Es wird viel Jus studiert, weil es noch vom alten Glanz zehrt, die Eltern sind zufrieden, dass die Kinder angeblich "was G'scheites" studieren. Die Wirklichkeit schaut natürlich wesentlich glanzloser aus.

Rechtsanwälte, die sich mit Schwarzfahrerklagen und Einschüchterungsbriefen über Wasser halten und sich möglichst viele Strafprozesse, also auch Vergehen und Verbrechen wünschen, weil man da vielleicht als Pflichtverteidiger zum Zug kommt...

Aber das ist auch im Wirtschaftsbereich so, dass künstlich irgendein Bedarf geweckt wird, der nur zu Übergewicht oder Karies führt, was wieder die Zahnärzte und Fitnesscenter freut. Unser sinnentfremdetes System...

Für das normale Gespräch bleibt heutzutage - leider - wenig bis keine Zeit, oft findet man nicht einmal ein Thema, weil jeder ein anderes TV-Programm schaut, sich jeder auf seinem eigenen Individualisierungstrip/Egotrip befindet. Wenn Gespräch, dann ist es eine Frage von "Guthaben" am Mobiltelefon.

Aber G.K. hat vollkommen recht - es geht um eine GANZHEITLICHE Zusammenschau der Dinge. Das ist wirklich ein großes Gebot der Stunde:

Religion - Kunst - Sport - Wirtschaft - Wissenschaft - Politik - Recht - Technik, das alles zusammen ergibt: KULTUR.

Herzlichst Hanki Hinterseer :roll:

Kriwetz
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Beitrag von Kriwetz » 16.09.2010, 09:45

Zitat:
… es geht um eine GANZHEITLICHE Zusammenschau der Dinge. Das ist wirklich ein großes Gebot der Stunde:

Religion - Kunst - Sport - Wirtschaft - Wissenschaft - Politik - Recht - Technik, das alles zusammen ergibt: KULTUR.




Ja, werter Hanki Hinterseer (köstlich; :-)), das ist/wäre es in der Tat.
Ich möchte dieses sehr angenehme Gesprächsklima hier (und trotz des Ernstes in der Sache auch mit dem nötigen Quäntchen Humor angehaucht : -)) nutzen, um die Hürde, die dem in der Praxis noch entgegen steht, aus einem anderen Blickwinkel zu beleuchten. Der nicht so sehr die einzelnen Bereiche, die sich dem in den Weg stellen, im Fokus hat, sondern das argumentative Problem dabei und den Grund dafür.

Natürlich muss es zuerst einmal welche geben, die diesen, mit dem Wort „Zusammenschau“ sehr schön ausgedrückten Prozess bereits selber erledigt und auch „verkraftet“ haben, welche gänzlich neuen Einblicke sich daraus ergeben. Gewissermaßen also bereits selber „über diesen Dingen“ stehen. : -)
Denn dann sieht man auch diese Hürde ganz klar: Wie sage, argumentiere ich das so, dass das auch alle zusammen anzuschauen beginnen können, ohne sich deswegen gleich wieder die Schädel einzuhauen?

Denn nur in einem stillen Kämmerchen in kleinen, nicht öffentlichen Bereichen darüber zu sinnieren, hat nicht nur was „Elfenbeinturmartiges“ an sich, sondern birgt auch das Risiko in sich, Spezialfragen bereits weit aufzufächern (weil solche dann auch relativ leicht argumentierbar werden), was von „außen“ aber wieder als isolierte Kritik irgendwelcher „Geheimbündler“ am aktuell mit diesen Fragen befassten Bereich aufgefasst würde.
Das hätte in der Praxis aber wieder zur Folge, dass nicht mehr das Interesse im Vordergrund steht, sich erst einmal die nicht auf Personen bezogenen Fakten und Wirkzusammenhänge anzuschauen, ohne sofort nach Maßnahmen zu schielen, sondern wieder nur der 08/15-Reflex bedient wird, im Sinne von: jawoll, haut den Lukas… :-)

„Theoretisch“ ist alles leicht gesagt, aber in der Praxis ist diese Hürde erst einmal zu bewältigen.

Sam hat da eine sehr feine und ausgewogene argumentative Linie gefunden, wie ich finde. Wäre schön, wenn weitere Vorschläge dazu kämen und sich das Ganze einmal so versachlicht und verbreitert hat, dass nur mehr die Sachaspekte und Zusammenhänge im Vordergrund stehen und nicht mehr irgendwelche Personen, die darüber referieren oder diskutieren.

Das lässt sich natürlich nicht erzwingen und darf auch gar nicht im Sinne einer „Überzeugungsarbeit“ erzwungen werden. Entweder es „passiert“ von alleine oder auch nicht… man wird ja sehen. : -)

Grüße G. K.

Hank
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Beitrag von Hank » 20.09.2010, 06:25

Gute Gedanken Herr Kriwetz strahlen auch aus dem stillen Kämmerlein raus, das nennt man den Äther, da mach ich mir keine Sorgen...

Kant z.B. hat nie sein Heimatkaff Königsberg verlassen und mit dem "Ding an sich" aber das ausgedrückt was Sie lieber Herr Kriwetz als "über diesen Dingen stehen" bezeichnen. Man kann sich laut Kant nicht außerhalb der Welt aufstellen und über den Dingen stehen und objektiv beobachten.

Heidegger nannte das dann das "in der Welt sein". Die Physiker nennen das vielleicht die Heisenberg'sche Unschärfetheorie, die besagt, dass Geschwindigkeit und Ort eines Teilchens nicht gleichzeitig festgestellt werden können - entweder/oder...

Man darf ja nicht vergessen, dass das mit der Ganzheitlichkeit ein altes abendländisches Problem ist. Aristoteles gilt als Erfinder der Einzelwissenschaft, als der Aufspalter und Spezialisierer der Welt, während Platon der Erfinder Ideenwelt, des Gesamten ist.

Allerdings war Platon bis zur Neuzeit im Abendland praktisch unbekannt, erst mit dem Fall von Byzanz kamen die Originalschriften auch von Platon nach Westeuropa. Aber da war es schon zu spät - der Rationalismus à la Descartes hat sich bereits festgesetzt.

Humanismus und dann die Aufklärung konnten bis heute noch nicht wirklich viel dagegen ausrichten. Der Westeuropäische Mensch ist eben ein dissoziiertes Wesen:

Mit dem einen Sinn erfasst er das Schöne, mit dem anderen das Nützliche, dann ist er beinharter Manager, am Abend aber liebevoller Familienvater, am Wochenende gibt er die originelle Stimmungskanone, im Urlaub den Naturburschenschaftler, zu Weihnachten ist er christlich-fromm und zur Fussball-WM sportlich-nationalistisch usw. Die linke Hand weiß eben nicht was die recht tut...

Der östliche Mensch ist da entscheidend anders - er erlebt alles existenzialistisch aus dem Zentrum seines Ichs heraus und hält es für seine sittliche Pflicht, alle seine Geisteskräfte in diesem Zentrum beieinander zu halten und nicht anders als gesammelt als in der Nähe des Herzens versammelt auf die Dinge und Menschen zu richten. Denn nur so gelangt das Denken zur Wahrheit.

Das Denken der Slawen ist gesamtmenschlich, also ganzheitlich ausgerichtet. Die zyrillische Schrift dokumentiert diese Spaltung bzw. den Grenzverlauf im europäischen Denken.

Eine europäische Einigung hieße Platon und Artistoteles (wieder) - ganzheitlich -zusammenzubringen.

Ganz ich, ganz bei sich - Herzlichst Hankie Hinterseer

8)

Kriwetz
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Beitrag von Kriwetz » 20.09.2010, 16:53

Ja, das hatte ich dabei gar nicht bedacht, dass die Aussage „über den Dingen stehen“ mitunter auch im überheblichen Sinne von „abgehoben“ aufgefasst werden kann.
Sie haben das sehr schön und dankenswerter Weise in der Parabel wieder darauf zurück geführt, wie ich es eigentlich meinte, nämlich im Sinne von: weder mehr selber Angst davor zu haben, „Dinge“ (Fakten, Zusammenhänge) so anzusprechen, wie sie sind, noch selber damit anderen Angst machen zu wollen.

Womit m. E. letztlich die Betrachtung hier wieder auf den eigentlich entscheidenden und zentralen Punkt zurück geführt ist. Dass nämlich das Prinzip der so genannten „Gesetzgebung“, zwar historisch so tradiert, aber heute noch immer nichts anderes ist, als Angst zu machen.
Alle Gesetzestexte sind auf einen virtuellen „Sinn“ bezogen und haben nur scheinbar einen Bezug zur Wirklichkeit und jeder beliebige, einen Menschen betreffende Angstzustand ist schlüssig darauf zurück zu führen.
Dieser ursächliche Zusammenhang wurde nur deswegen bis heute nicht erkannt – weshalb ja auch die so genannte „Angstforschung“ in der Wissenschaft noch keine Ergebnisse erbracht hat -, weil die Begründung dafür, warum dieser Zusammenhang so bestehen würde, einerseits derart maskiert und von der Textfülle überlagert ist, andererseits aber genau auch von der Angst, diesen Zusammenhang überhaupt einmal aufzuzeigen und anzusprechen!?
Stichwort: „wie sag´ ich´s?“

Man kann aber vorwegnehmen, dass dahinter keine Absicht stand und steht, sondern der Irrtum unbewusst (unwissentlich) bis heute so tradiert wurde.

Welche Begründung wäre dann aber diese virtuelle, mit der Praxis also in keinem Sinnzusammenhang stehende, aber das Prinzip bestimmende?
Sehr vereinfacht gesagt, die folgende:
Wir wissen zwar nicht, was und wozu wir als Menschen (da) sind, daher können wir auch keine solchen sinnvollen Verhaltensregeln formulieren, die das reflektieren würden. Wir können uns scheinbar nur damit behelfen, dass wir welchen Gruppierungen das “Recht“ verbriefen, sie würden das wissen und daher auch die Verhaltensregeln bestimmen dürfen.

Das war die Grundlage der „Gesetzgebung“ lange vor unserer Zeit und lokal begrenzt, ist es heute aber noch immer, allerdings bereits global so tradiert.

In der Praxis bedeutet das aber, dass heute eine Beliebigkeit daraus geworden ist, dergestalt, dass eine jeweilige Gruppierung, die eine „gesetzgeberische“ Position eingenommen hat (auf welche Weise immer), die aberwitzigsten Verhaltens-vor-Schriften unter Berufung auf dieses so gewordene „Gesetzbuch“ erfinden kann, ohne mehr dabei zu bedenken, mit welcher eigentlichen „Recht-fertigung“ sie das so tun.
Weil aber keine einzige davon einen Realitätsbezug hat (bzw. nur einen scheinbaren), sondern weiterhin auf sich sogar widersprechenden Annahmen in Bezug auf das Mensch-Sein letztbezogen ist, kommt in der Praxis des kollektiven Lebens und Handelns das heraus, was wir nicht nur in den täglichen Nachrichten und „beängstigt“ mit verfolgen können.

Das ist jetzt alles natürlich nur sehr oberflächlich verkürzt, um den Fokus wenigstens wieder einmal auf das eigentliche „Problem“ zu richten.
Aber wenn ich jetzt an die Juristen-Tagung der vergangenen Woche in Salzburg denke und an die Aussagen des Präsidenten der Rechtsanwaltskammer, Herrn Gerhard Benn-Ibler, gegenüber der Presse, dann drückt er wohl das allgemeine Unbehagen richtig aus, das nun auch die Juristen selbst tangiert, hat aber ganz offensichtlich selber noch nicht den „Durchblick“ zum eigentlichen Kern des Problems gefunden.
Vielleicht sagt´s ihm ja wer… lol

Ja ja, so schaut´s traurig aus, nicht nur bei uns daheim.
Sie wissen ja, werter Herr Hanki Hinterseer: „Dort, wo die Berge sind…“ :-)

Liebe Grüße G. K.

Hank
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Beitrag von Hank » 21.09.2010, 01:03

Es geht also wieder einmal um Theorie und Praxis. Kant nannte das in etwa "Kritik der reinen Vernunft" und "Kritik der praktischen Vernunft".

Mit der reinen Vernunft wird man zum Rechtsphilosophen. Aber mit der praktischen Vernunft muss angepackt werden. Die Leute schlagen sich ja mit dieser sicher als Angstmacherei zu bezeichnenden Rechtskultur herum, da geht es jedem gleich.

Rein praktisch gesehen ist Rechtskenntnis aber immer wieder durchaus nützlich im Alltagsleben und deswegen gibt es ja auch dieses Forum, wo sich normale Staatsbürger im Idealfall gegenseitig in Rechtsangelegenheiten beraten. Dieses Forum ist ein Schritt in die richtige Richtung.

Aber man sieht ja wie viel Beteiligung herrscht: Kaum hundert Seitenaufrufe pro Beitrag, dazu ein, zwei Antworten höchstens und das schon seit Monaten.

Auf älteren Einträgen in diesem Forum sieht man wiederum auch Beiträge mit einigen hundert Aufrufen, aber mit oft einmal nicht einer einzige Antwort. Ein Abbild der wirklichen Wirklichkeit.

Antworten wir also weiterhin so gut es geht auf die täglich eintrudelnden Fälle und dass sich dadurch auch ein allgemeines Gesprächsklima ergibt. Denn im Anfang war das Wort. 8)

Kriwetz
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Beitrag von Kriwetz » 21.09.2010, 08:23

Ich kann dieser Analyse zur Website und dem Forum nur wieder beipflichten. Besonders aber auch diesem Zitat:


Zitat:
Mit der reinen Vernunft wird man zum Rechtsphilosophen. Aber mit der praktischen Vernunft muss angepackt werden. Die Leute schlagen sich ja mit dieser sicher als Angstmacherei zu bezeichnenden Rechtskultur herum, da geht es jedem gleich.


Weil es bietet eine gute Gelegenheit, die Sache einmal etwas aufzulockern und einen durchaus humoristischen Charakter daran mit in die Betrachtung zu bringen.

Denn wenn nun unzweifelhaft, sachlich und emotionslos festzustellen ist, dass die Anwendung dieses gesetzgeberischen Prinzips (wie in meinem vorigen Beitrag konkretisiert) doch ganz offensichtlich den Aspekt der „Täuschung“ beinhaltet, dann dürfte, ja müsste sogar jeder seriöse Jurist und Experte in Sachen StGB diesen Zusammenhang, somit den Akt der „Gesetzgebung“ an sich auch hinsichtlich einer strafrechtlichen Relevanz überprüfen!?!? :-)
Ich bin darin kein solcher Experte, der die entsprechenden Paragraphen aus dem Ärmel schütteln könnte, aber ad hoc fielen mir schon ein paar „Deliktbezeichnungen“ ein, die in entsprechenden Paragraphen behandelt werden. lol

Damit diese Feststellung jetzt als in erster Linie humorvolle Andeutung ( mit einem sachlich fundierten Hintergrund natürlich) verstanden wird:
Würde tatsächlich wer – aus Jux vielleicht – eine solche Sachverhaltsdarstellung einbringen wollen, dann würde ein auf vergangene Sachverhalte bezogenes Verfahren gar nicht stattfinden können, weil gleichzeitig kein Vorsatz festgestellt werden könnte.
Wie gesagt, ich bin da kein Experte und will mich da auch gar nicht weiter mit theoretischen Überlegungen verzetteln.
Aber lustig ist es schon, weil es aufgrund dieses neuen Erkenntnisstandes kein Herumdeuteln mehr an der Tatsache geben dürfte, dass sich dieses angewandte Prinzip der derzeitigen Gesetzgebung durch sich selbst ad absurdum führen müsste:-)

Was die bedenkenlose Weiterführung und Beharrung auf diesem Prinzip betrifft, würden mir gleich wieder entsprechende Fachtermini einfallen, wie „Fahrlässigkeit“ u.a.m. (grins)
Aber das müssen sich unsere werten Politiker ausschnapsen, darauf hingewiesen habe ich sie alle ja schon seit über zehn Jahren…

Grüße

G. K.

Hank
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Beitrag von Hank » 22.09.2010, 00:24

"Mundus vult decipi" sagt altes steirisches Sprichwort. Die Welt will getäuscht werden...

Schade G.K., dass Sie kein Rechts-Experte sind - Sie haben ohne Zweifel das Grundproblem des Rechts an sich erfasst, aber am OGH werden ständig solche zweifelhaften Angelegenheiten überprüft, ob sie eben Verfassungskonform sind. Das sind Sie ganz sicher nicht der einzige, der sich über solche Sachen den Kopf zerbricht.

Das österreichische Recht hat genug Schwächen aufzuweisen, z.B. ist das Privatrecht in zig-hundert, wenn nicht tausend Gesetze zersplittert, keine Sau kennt sich auch in puncto Verfassung aus.

Die Sch...-Politiker haben alles, aber wirklich alles, auch wenn es nicht verfassungskonform gewesen wäre, mit der parlamentarischen 2/3-Mehrheit in ein Verfassungsgesetz gegossen. Gesetzgebung à la carte sozusagen.

Es gibt scheinbar in der Verfassung über tausend sog. "fugitive Verfassungsgesetze" - Rot und Schwarz haben von 1945 bis in die 1990er hinein alles was ihnen gepasst hat auf diese Weise politisch durchgeboxt.

Heutzutage kriegen sie halt eine 2/3-Mehrheit nicht mehr so ohne weiteres zusammen...

Beispiel: Um das Wort "Leibesübungen" in der Schule durch das Wort "Sport" zu ersetzen, bräuchte es eine 2/3-Mehrheit. Um Turnstunden zu kürzen oder vielleicht überhaupt abzuschaffen reicht eine einfache Ministerweisung...

Herzlichst Hank Hinterseer

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Kriwetz
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Beitrag von Kriwetz » 22.09.2010, 10:08

Zitat:
Schade G.K., dass Sie kein Rechts-Experte sind - Sie haben ohne Zweifel das Grundproblem des Rechts an sich erfasst, aber am OGH werden ständig solche zweifelhaften Angelegenheiten überprüft, ob sie eben Verfassungskonform sind. Das sind Sie ganz sicher nicht der einzige, der sich über solche Sachen den Kopf zerbricht.



Na ja, das sehe ich etwas anders, nämlich als Vorteil, die Problematik nicht wie die Fachleute von „innen“ her erkennen zu wollen; gewissermaßen dann auch den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr zu sehen.
Es verwundert also gar nicht, dass bisher nichts dabei heraus gekommen ist.
Man denke nur an den Österreich-Konvent, wo ja gerade das Unbehagen an der Verfassung mit enormem Aufwand an Fachleuten und Ausschüssen und Unterausschüssen zu lösen versucht wurde. Heraus gekommen ist nix…

Ich kopiere unten dran das Schreiben, das ich damals (im Nov. 2004) an den Konvent gerichtet habe. Vor einem Jahr hatte ich auch noch einen kurzen email-Austausch mit Dr. Fiedler, der aber auch da „drinnen“ gefangen ist und nur die Bäume (sprich: Paragraphen) sieht… : -)

Dabei läge das banale „Problem“ des ganzen Paragraphenwaldes glasklar auf der Hand, an dem jeder Lösungsversuch nur ansetzen dürfte/müsste (theoretisch jedenfalls, in der Praxis geht sowas nicht von heute auf morgen):
Es ist das Wort „Mensch“! Auch Ersatzbegriffe, wie „Person“ u.a.

Wird nämlich dieses Wort in die Formulierungen eingebracht – was in der Praxis aber unvermeidlich ist –, aber bereits im Kontext der Verfassung so benutzt, dass dessen „Definitions-Recht“ gleichzeitig und weiterhin als beliebig interpretierbar bleibt, kommt wieder der gleiche Sch… heraus, mit dem wir alle uns herumschlagen, auch die Juristen, und sich dann wieder fragen: warum?.
Das ist/wäre der banale Kern des ganzen Problems. Und diesen kann man eben erst mit etwas „Abstand“ von dieser verwirrenden Materie erkennen, :-)
Aber wie sich gezeigt hat, ist es mit der entsprechenden Einsicht nicht nur bei Rot und Schwarz, sondern auch bei allen anderen herbstlich-bunten Farben des Parlaments nicht weit her…

Grüße G. K.




Brief an den Österreich-Konvent von Nov. 2004

An den Österreich-Konvent
Zur Mitkenntnis:
Die politischen Parteien,
div. Medien

Betr.: Die vorgesehene Verfassungsänderung

Sehr geehrte Damen und Herren,

wie aus den bisher bekannten Berichten zu entnehmen ist, wird diese Reform de facto das auch für die nächsten Generationen bevormundende Regelwerk darstellen.
Weil damit aber wieder ein schon bisher untaugliches Prinzip umgesetzt
werden wird (s. die aktuelle gesellschaftliche Lage als seitheriges Ergebnis dieser Vorgangsweise), möchte ich jedenfalls auch in diesem Zusammenhang erneut darauf hingewiesen haben, daß zwischenzeitlich ein neuer Wissensstand vorliegt.
Die entsprechende Problematik in diesem Zusammenhang verkürzt auf den Punkt gebracht:
Es wird offensichtlich weiterhin das zukünftige "gesetzliche" Regelwerk auf die Grundlage von Theorien gestellt werden. Oder anders ausgedrückt: von so genannten "Experten" vorgeschrieben werden.
Nun ist es zwischenzeitlich aber so, daß aufgrund neuer Denkgrundlagen zwar keine dieser Theorien mehr länger in diesem Sinne haltbar und tragbar wäre, allerdings die entsprechende Kritikfähigkeit dazu der Allgemeinheit vorenthalten wird. Durchaus vergleichbar dem Mittelalter, wo der Allgemeinheit ja auch "gesetzlich" vorgeschrieben und "medial" verbreitet wurde, daß die Sonne die Erde umkreise.
Werden daher die, dieser Verfassungsänderung zugrunde gelegten Theorien ebenfalls weiterhin als richtig voraus gesetzt, somit zu "Dogmen" erklärt, sind bereits jetzt die in der Zukunft daraus erwachsenden gesellschaftlichen Folgen absehbar.
Die entsprechende Begründung dafür erfordert zwar eine umfassende
Betrachtung von Hintergründen und Zusammenhängen, allerdings wurde diese von mir ohnehin im Sinne eines neuen Denk- und Diskussionsangebotes allen verantwortlichen Bereichen bereits mehrfach zur Kenntnis gebracht.
Wie sich zwischenzeitlich auch heraus gestellt hat, u.z. im Zuge von
Diskussionen in Internet Foren, ist dieses sprachlich ganz bewußt sehr
vereinfacht abgefaßte Erklärungskonzept auch für andere sachlich leicht erfaßbar.
Zwar haben die vergangenen Jahre gezeigt, daß und warum es trotzdem wenig wahrscheinlich ist, daß dieser neue Kenntnisstand auch als allgemeine Diskussionsgrundlage zur Kenntnis genommen wird. Aber um jedenfalls sicher gestellt zu haben, daß zumindest die für Umsetzung dieser "gesetzlichen" Veränderung maßgeblichen Bereiche (Politik und Medien) die entsprechende Information zur Verfügung hatten, liegt diesem Schreiben das Manuskript einer vorgesehenen Folgepublikation darüber als attachment neuerlich bei.

Damit bedanke ich mich für die Kenntnisnahme und verbleibe

mit freundlichen Grüßen

Gert Kriwetz

Hank
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Beitrag von Hank » 22.09.2010, 19:58

Nicht vergessen: Die Basis aller Gesetze sind die Zehn Gebote!!! Moses hat sie von Gott persönlich empfangen.

"Aug' um Aug', Zahn und Zahn" hieß es bei den Babyloniern. Das war der Rechtsfortschritt schlechthin, weil in der Urzeit für ein eingeschlagenes Auge oder einen Zahn mindestens zwei als Rache gefordert wurde.

Das Recht und die 10 Gebote sind eine Friedensordnung, dass sich die Leute eben nicht den Schädel einschlagen.

Man muss nur vergleichen: In Albanien und im Kosovo herrschen Demokratie, Rechtsstaat – und Blutrache. Tausende von Männern leben seit Jahren eingesperrt in ihren Häusern, weil ihre Familien in Blut-Fede stehen.

15.000 Familien sollen davon betroffen sein. Die Blutrache stützt sich auf Gewohnheitsrecht, den „Kanun“, ein anscheinend sehr komplexes Gesetzeswerk...

Dass in Österreich so ein Gesetzeswust herrscht liegt auch daran, dass die Leute "politikverdrossen" sind, siehe Wahlbeteiligung, siehe sinkende Mitgliederzahlen bei allen Parteien.

Alle Macht geht vom Volke aus. Das Gesetzeswesen ist immer auch ein Abbild der Gesellschaft und ihrem Willen bzw. eben Misswillen...



HHH :D

Kriwetz
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Beitrag von Kriwetz » 23.09.2010, 08:04

Zitat:
Nicht vergessen: Die Basis aller Gesetze sind die Zehn Gebote!!! Moses hat sie von Gott persönlich empfangen.

"Aug' um Aug', Zahn und Zahn" hieß es bei den Babyloniern. Das war der Rechtsfortschritt schlechthin, weil in der Urzeit für ein eingeschlagenes Auge oder einen Zahn mindestens zwei als Rache gefordert wurde.

Das Recht und die 10 Gebote sind eine Friedensordnung, dass sich die Leute eben nicht den Schädel einschlagen.




Jo mei…
Das jetzt in der Vergangenheitsform geschrieben und auf Umstände bezogen, wo Leut´ umadum waren, die noch nix von der großen weiten Welt jenseits der eigenen Haustüre gewusst haben, wäre ich voll bei Ihnen. :-)
Hier, jetzt und heute muss ich dem leider aus einem ganz gewichtigen Grund ein klitzekleinwenig widersprechen:

das Recht, mit den entsprechenden Geboten hat realiter ganz offensichtlich dazu geführt, dass sich heut´ die Leut´ in einer Weise und in einem Umfang nicht nur die Schädel einhauen, wie das von den Vorvorderen wohl nicht dabei so gedacht war, sondern sich auch noch den Ast, auf dem sie sitzen, mit einer Konsequenz sondergleichen absägen. Stichwort: Umwelt-/Ressourcenzerstörung.
Irgendwo muss sich da also ein Wurm eingeschlichen haben… wenn ich nur wüsste, welcher. : -): -)


Zitat:
Man muss nur vergleichen: In Albanien und im Kosovo herrschen Demokratie, Rechtsstaat – und Blutrache. Tausende von Männern leben seit Jahren eingesperrt in ihren Häusern, weil ihre Familien in Blut-Fede stehen.

15.000 Familien sollen davon betroffen sein. Die Blutrache stützt sich auf Gewohnheitsrecht, den „Kanun“, ein anscheinend sehr komplexes Gesetzeswerk...



…aus welchen Gründen ich mit der Präsentation dieser neuen Erkenntnisse auch nicht in Albanien vorstellig geworden bin, sondern in Ösien.
Obwohl: einige Aspekte, wenn man diese mit anderen Begriffen formulierte, sowie offensichtliche Gewohnheitsrechte mit dem entsprechenden Rachegedanken diverser „Clans“ ausfindig macht, kommen mir verdächtig bekannt vor. Sie wissen ja, werter Herr H. H.: „Dort, wo die Heimat ist…“ (grins)


Zitat:
Alle Macht geht vom Volke aus. Das Gesetzeswesen ist immer auch ein Abbild der Gesellschaft und ihrem Willen bzw. eben Misswillen...


So war es die allgemeine Meinung bisher, die ich mich aufgrund neuerer Erkenntnisse leider durch eine kleine, aber feine Umformulierung des letzten Satzes ein wenig zu präzisieren erlauben darf:
„Das Gesetzeswesen ist immer ein Abbild des Informationsstandes der Gesellschaft, der nicht unbedingt auch mit dem „Willen“ was gemeinsam haben muss.“

Als seinerzeit der Informationsstand der Menschen so war, dass die Erde eine Scheibe wäre, war sicher auch eine breite Zustimmung in der Gesellschaft zu einem Gesetz vorhanden, dass man nicht über den Horizont hinaus auf´s Meer fahren dürfe, weil man dann wo hinunter fallen würde…

In gewisser Weise, nur anders begründet, hat sich daran aber noch nicht wirklich was geändert… aber ich arbeite daran… lol

Grüße G. K.

Kriwetz
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Beitrag von Kriwetz » 24.09.2010, 20:41

Ich habe mir gedacht – weil es in der Jurisprudenz stets sehr trocken, langatmig und vieldeutig zugeht -, ob sich nicht ein Denkansatz darstellen ließe, der ihr sowas wie einen Ansatz von „Lebendigkeit“ einhauchen könnte… :-)
Gewissermaßen eine Bewegung vom starren, in den Paragraphen eingemeißelten „Rechts“-Denken hin zu einem Ge-Recht(igkeit)s-Denken.

Es ist hier am Thread ja schon andeutungsweise heraus gekommen, dass das ganze derzeitige „Rechtssystem“, also das Prinzip der „Gesetzgebung“, den schweren Mangel aufweist, das Wort „Mensch“ hinsichtlich seiner Bedeutung der Beliebigkeit anheimgestellt zu lassen.

Nun könnte man meinen, dass dies weder für die Praxis der „Rechtsprechung“ noch für die Zusammenhänge und die Entwicklung der gesellschaftlichen Prozesse von entscheidender Relevanz wäre.
Wie „lebendig“ (nämlich wechselwirkend) diese beiden Faktoren aber tatsächlich zusammenhängen, lässt sich vielleicht anhand eines praktischen Beispiels verdeutlichen.

Wie alle durchleben derzeit ja eine Phase, die wir als „Wirtschaftskrise“ bezeichnen und von der augenscheinlich auch keiner der so genannten „Experten“ vorauszusagen in der Lage ist, wo das letztlich hinführen wird.
Gleichzeitig – was aber ein Widerspruch dazu ist – hören wir in diesen Tagen, dass sich diese „Wirtschaft“ wieder erholen würde!?
Erinnert werden muss an dieser Stelle daran, dass alle Maßnahmen zur Korrektur dieser angeblichen „Wirtschaftskrise“ streng nach dem „Gesetzbuch“ abgehandelt werden. Mit weiteren Vor-Schriften versteht sich.

Worin liegt nun der Denkfehler dabei und wie hängt dieser mit dem Wort „Mensch“ und dessen beliebiger Interpretationsmöglichkeit zusammen?

Dieser wird aber dann relativ leicht auffindbar, wenn alles das, was aktuell als die „Wirtschaft“ bezeichnet wird, als eine Fülle verschiedenster Abläufe betrachtet wird, in die auch jeder Mensch unterschiedlich eingebunden ist, wo jedem einzelnen Aspekt zwar kein wirklich ganzheitlicher Sinn zugeordnet werden kann (welchen solchen sollte z.B. die „Waffenproduktion“ haben?), denen dann aber mangels des Sinnverständnisses als Ersatz ein so genannter „Wert“ zugeordnet wird.
Aus diesem wiederum wird dann wieder der so genannte „Geldwert“ festgelegt. Wobei schon dieses Wort den implizierten Irrtum zum Ausdruck bringt: Denn „Geld“ an sich hat ja keinen „Wert“!? lol

Alles das ist aber in den jeweiligen „Gesetzen“ genauestens geregelt (von Staat zu Staat graduell unterschiedlich, im Prinzip aber überall gleich), wobei aber der fundamentale Irrtum daran nicht erkannt und damit auch nicht berücksichtigt wird!
Und dieser liegt wiederum darin, dass zwar für alles und jedes ein „Wert“ definiert wird (der sich aber wieder nach Belieben von einem Tag auf den anderen ändern kann), bloß für eines nicht: der „Mensch“ an sich!

Nirgends, in keiner einzigen „gesetzlichen“ Bestimmung, in keinem einzigen Staat auf dieser Welt findet sich eine solche, in der auch eine Feststellung darüber getroffen wird, welchen „Wert“ das Mensch-Sein an sich eigentlich hat!?!?

Für die Praxis und das Beispiel der so genannten „Wirtschaftskrise“ hat dieses schwere Defizit jeder Gesetzgebung die Konsequenz, dass dabei eine solche Bilanz gezogen wird, in der wieder die Möglichkeit der Beliebigkeit herangezogen wird. Und zwar so, dass darin bestimmten Menschen gar kein „Wert“ mehr zuerkannt wird, somit auch kein „Geldwertanalog“, während andere als „höher wertig“ interpretiert werden!?

Auf dieser Grundlage, die ihre scheinbare Be-Rechtigung aber wieder vom Prinzip der Gesetzgebung ableitet, wird das aktuelle Geschehen nur zu verständlich:
Die so genannte „Wirtschaft“ erholt sich nicht deswegen, weil da irgendwas Wundersames vor sich gegangen wäre, sondern weil eine Umdefinition der „Werte“ vorgenommen wurde!

Was ich dazu unserem Witzkanzler und Finanzmister, dem Pröll Pepperl, vor einem Jahr geschrieben habe, darf ich auszugsweise auch hier als Zitat bekannt machen:


Zitat:
OFFENER BRIEF


Betr.: Die Schuld(en)-Zuweisungen in Ihren Reden als angeblich erforderliches Instrumentarium der Krisenbewältigung im Lichte neuer Erkenntnisse


Sehr geehrter Herr DI. Pröll,

[…]

4. Weil also das Wort Menschen zwar in diversen Sonntags- und Parlamentsreden, nicht aber in dieser „Bilanz“ als „Wert an sich“ vorkommt (wie denn auch, wenn ganz offensichtlich aus den bekannten kirchlich/wissenschaftlichen Phantasien darüber noch nie ein solcher hervor gegangen ist), ist das vorgebliche „Defizit“ als nichts anderes zu betrachten als Ausdruck „elitärer“ Bilanzfälschung!

Nur damit ich hier nicht falsch verstanden werde, noch einmal deutlich: Sie mögen und werden natürlich weiterhin im Verbund mit den anderen „Parteien“ und auch auf der internationalen Ebene das tun, was Sie meinen. Über die bloße Mitteilung hinaus verfolge ich damit keine weiteren „Absichten“.


[…]



Nur, damit das jetzt auch hier nicht falsch verstanden wird :-):
Das ist kein Aktionismus, um irgendwen anzuschwärzen, also den Schwarzen Peter zuzuschieben. Es ist bloß eine Aufklärung von Zusammenhängen, die bisher noch nicht so betrachtet wurden.
Mancher hat mir dafür auch schon unterstellt, das Aufzeigen dieser Zusammenhänge könnte einem „Neidkomplex“ entsprungen sein. Das Gegenteil ist der Fall und das aus einem einfachen Grund: denn im offensichtlichen Unverständnis des Wortes „Mensch“ wird bekanntlich ja auch der Schluss gezogen, dass die, die auf diese Weise der „Krisenbewältigung“ wieder viel „Geld“ gemacht hätten, auch sowas wie „Gewinner“ wären und die Menschen, die sie aus dieser Bilanz fallen lassen, eben die „Verlierer“.

Würden die sich als „Gewinner“ Wähnenden dabei auch verstehen, was „Mensch-Sein“ wirklich bedeutet, würden sie auch verstehen, welche „Verlierer“ sie in Wirklichkeit damit geworden sind.
Also kein Grund, darauf auch noch „neidig“ sein zu müssen. :-)
Aber das ist wieder eine andere Geschichte, nämlich eine philosophische, für die dieser spezialisierte Rahmen nicht geschaffen ist. Denke nur, dass es nicht schadet, solche Überlegungen und Erkenntnismöglichkeiten auch hier zur Verfügung zu stellen.

Langer Rede kurzer Unsinn:
Alles das, was sich als „Probleme“ anhand der Praxis wie hier ins Uferlose betrachten und beschreiben ließe, hat letztlich seinen Ursprung im „Gesetz“ selbst bzw. der dortigen Bezuglosigkeit zum Wort „Mensch“. Jedenfalls im deutschen Sprachraum… : -)

Grüße G. K. :oops:

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