Recht, elend

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Hank
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Recht, elend

Beitrag von Hank » 27.08.2010, 03:37

Wenn man sich hier so in dieser Abteilung des Jusline-Forums durchklickt hat man den Eindruck einer juristischen Tippschnorr-Börse, eine Art permanenter Internet-Amtstag.

Interessante juristische Fragen, die zwischen Laien und Fachleuten auseinandergesetzt werden finden sich kaum. Man sieht nur wie fremd die juristische Welt dem normalen Staatsbürger ist.

Die Rechtsanwälte sind eine staatliche geschützte Bohéme, die aus dem Recht eine Esoterik machen, um dann arglose Untertanen mit fachchinesischen, eingeschriebenen Briefen zu blöffen.

Leute, kauft Euch kommentierte Ausgaben vom Zivilgesetzbuch (ABGB) und Strafgesetzbuch (StGB), da ist vieles, auch Grundsätzliches gut erklärt. Man kann echt Fachmann/-frau für seine kleinen, eigenen Rechtsfälle werden.

Es gibt soooooo viele Anwälte in Ö-Reich, so schwer kann die Materie also nicht sein, nur halt viiiiiiiel, das ist das Problem....



Kriwetz
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Beitrag von Kriwetz » 27.08.2010, 09:02

Hallo Hank,

guck´ mal auf Seite 3. Ich habe dort schon vor geraumer Weile unter dem Titel "Ist das Prinzip der Gesetzgebung noch zeitgemäß?" was geschrieben.
Ist nur eine Info, diskutierbar ist das hier in diesem Rahmen nicht. : -)

Grüße

Gert Kriwetz

Kriwetz
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Beitrag von Kriwetz » 27.08.2010, 23:59

Weil auch in diesem Rahmen ganz offensichtlich nicht verstanden werden will, was nicht nur den politisch Verantwortlichen seit zehn Jahren längst bekannt ist und angesichts einer ganzheitlich desaströsen gesellschaftlichen, ja offensichtlich insgesamt selbstzerstörerischen Entwicklung längst überfällig wäre, zur Kenntnis genommen zu werden, noch eine ergänzende Information von meiner Seite.
Unten angefügt finden Sie Auszüge aus einer meiner letzten diesbezüglichen Aussendung.
Vielleicht gibt es ja auch in diesen Kreisen welche, die aus diesen Andeutungen zumindest langsam zu ahnen beginnen, dass und warum ein bisher nicht erkanntes, aber surreales Prinzip hinter der so genannten „Gesetzgebung“ und dessen gewaltsamer Umsetzung in der Praxis die alleinige Ursache für diese Entwicklung und jedes beliebige daraus resultierende „Problem“ darstellt!

In der Aussendung wurde dafür auf das „Problem“ der aktuellen „Finanzkrise“ Bezug genommen.
Das Gleiche, nämlich als Ursachenbezug, würde aber auch auf jedes andere „Problem“, wie z.B. auch auf das groteske Verhalten eines „Mörders“ zutreffen.

In Anbetracht dieser längst ganzheitlich aufgeklärten, nur der Allgemeinheit noch nicht mitgeteilten Zusammenhänge würde ich – wenn mich denn wer fragte – meinen Standpunkt zu den „Gesetzbüchern“ vielleicht so formulieren:
Wenn sie auf einer Papierqualität vergleichbar mit Cosy gedruckt wären, dann wären sie wenigsten für irgendwas von Nutzern… :-)

Übrigens: das alles, diese nun erkannten Zusammenhänge, werden längst auch schon international diskutiert. Sie werden daher nicht wie über die letzten zehn Jahre auch ad infinitum der Allgemeinheit vorenthalten werden können!

MfG. Dr. Gert Kriwetz





Faksimile einer Aussendung an die Parlamentsklubs:

An
Die Parlamentsklubs der politischen Parteien Österreichs


Graz, am 6. Mai 2010



Betr.: Den sowohl untauglichen wie unsachlichen politischen Umgang mit der eskalierenden gegenwärtigen Entwicklung


Sehr geehrte Damen und Herren!

In Anbetracht der aktuellen, in jeder Hinsicht nur mehr mit Kopfschütteln zu quittierenden politischen Bestrebungen, diese offensichtliche Fehlentwicklung wieder in geordnete Bahnen lenken zu wollen, darf ich Sie wieder daran erinnern, worauf ich auch Sie seit nun zehn Jahren eindringlich hingewiesen habe:

1. Der fundamentale Fehler aller seitherigen und stets in einem beliebigen Debakel geendeten, irrtümlich aber immer als „Fortschritt“ bezeichneten Entwicklungsabschnitte, lag und liegt stets darin, ein jeweils vorangegangenes Debakel in seiner Beurteilung nicht hinsichtlich dessen wirklicher Ursache zu hinterfragen und zu diskutieren, sondern im Aspekt „Schuld“ begründen zu wollen.
Wie die Praxis am Beispiel der letzten Parlamentsdebatte vom 5. Mai 10 eindrucksvoll gezeigt hat, ist das nach wie vor so.

2. Der Grund für diese scheinbar „reflexhaft“ praktizierte Groteske liegt, wie zwischenzeitlich längst umfassend aufgeklärt ist, allerdings in der Tatsache, dass für diese kuriose Verhaltens- und Vorgangsweise gewissermaßen auf ein über Generationen tradiertes „heiliges Buch“, namens „Gesetzbuch“, in der Argumentation rekurriert wird und nicht auf die wirklichen und jeweils aktuellen Gegebenheiten.
Dies wiederum deshalb, weil allen Beteiligten der gravierende Unterschied und die Groteske daran gar nicht bewusst zu sein scheint (oder aus Eiegeninteressen weiterhin vertuscht werden will; nachträgliche Anm.).

3. Indem also bereits jede Debatte, die jeweilige „Theorie“ gewissermaßen, unter diesem Irrtum leidet, kann logischerweise das jeweils daraus abgeleitete und in weiterer Folge gewaltsam erzwungene kollektive Handeln, die Praxis also, immer nur in einem noch größeren Debakel münden. Das „Wesen“ der Eskalation seit historischen Zeiten und aus noch immer dem gleichen Grund. Ein „Fortschritt“ ist also weit und breit keiner erkennbar.

4. Da auf diese Weise nicht nach den wirklichen Zusammenhängen gefragt und gehandelt wird, sondern jeweils nur danach, was das „heilige Buch“ denn so vor-schreiben würde, wird ein jeweils aktuelles Geschehen auch völlig falsch bewertet.
Und weil mit diesen falschen Werten auch der so genannte „Geldwert“ mit dem gleichen Irrtum behaftet ist/wird, kommt in der Praxis und konsequenter Weise auch stets das dabei heraus, was Sie nun als „Finanzkrise“ bejammern.
Und wieder meinen Sie – weil das ja so im „heiligen Buch“ drinnen steht - diese Krise nicht nach deren wirklicher Ursache hinterfragen und debattieren zu sollen, sondern nach Schuld(en)!?

[…]

6. Alles, was an Information dafür erforderlich ist, um das hier verkürzt Angedeutete ganzheitlich verstehen zu können, finden Sie – wie Sie aber bereits wissen – unter: http://www.gertkriwetz.wordpress.com/


Sie mögen dieses Angebot natürlich auch gerne weiter ignorieren. Ich habe nicht die Absicht, Sie von irgendwas „überzeugen“ zu wollen.

Mit freundlichen Grüßen



Dr. Gert Kriwetz

Hank
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Beitrag von Hank » 30.08.2010, 21:43

Ja, sie haben eh' recht Herr Krivetz

Unsere Gesellschaft ist eben in einem Denken gefangen, das sie unfähig macht, die zu lösenden Probleme überhaupt zu erkennen, es ist wie in einem Spiegelkabinett.

Oder wie sagte schon Churchchill: "We shape our houses and later our houses shape us"

Ich sag' da immer, überall wo man bei so einem Haus eine Tür öffnet, muss man sich die Haare raufen - die Politiker nicht nur in Österreich sind Kritik- und Beratungsresistent, den normalen Leuten ist der Friede eben lieber als die Wahrheit.

Die Lage bleibt vernebelt - die Alternativen sind armselig, für Ursachenforschung bleibt eben keine Zeit.

Oder sind das alles nicht doch einfach die ganz normalen Mühen der Ebene?

Kriwetz
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Beitrag von Kriwetz » 30.08.2010, 22:53

Auch ein Servus, Hank

hab´ gerade Ihren Eintrag auf meinem seinerzeitigen Post gesehen, antworte der Einfachheit halber aber hier, die Argumente summieren und vereinfachen sich m.M. ohnedies hier am besten.



„Unsere Gesellschaft ist eben in einem Denken gefangen, das sie unfähig macht, die zu lösenden Probleme überhaupt zu erkennen, es ist wie in einem Spiegelkabinett.“


Nein, genau umgekehrt: die Symptome einer ganz offensichtlich nicht sonderlich „intelligenten“ Vorgangsweise werden selbstverständlich schon erkannt und eben als „Probleme“ bezeichnet. Die Medien leben gewissermaßen davon, ständig nur darüber zu berichten.
Die Lösung wird augenscheinlich nur nicht gefunden, denn sonst würden die ja endlich weniger, statt ständig und in regelmäßigen Abständen so zu eskalieren, bis es kracht.


„Oder wie sagte schon Churchchill: "We shape our houses and later our houses shape us" „


Ja klar, geredet wurde und wird nach wie vor viel und sagen tun auch dauernd welche was dazu… : -)


„Ich sag' da immer, überall wo man bei so einem Haus eine Tür öffnet, muss man sich die Haare raufen - die Politiker nicht nur in Österreich sind Kritik- und Beratungsresistent, den normalen Leuten ist der Friede eben lieber als die Wahrheit.“


Das wage ich mal zu bezweifeln. Denn um das so behaupten zu können, müsste diesen „normalen“ Leuten doch erst einmal „die Wahrheit“ (was immer diese Abstraktion meint) gesagt worden sein.
Wenn es danach tatsächlich so wäre, würde ich auch zum Fatalisten werden… : -)
Bisher wurde und wird sie ihnen jedenfalls noch nicht gesagt.


„Die Lage bleibt vernebelt - die Alternativen sind armselig, für Ursachenforschung bleibt eben keine Zeit.“


Dem stimme ich bedingt zu, nämlich insofern, als für eine jetzt erst beginnende Ursachenforschung keine Zeit mehr bliebe (s. die täglichen Nachrichten), was aber auch gar nicht erforderlich wäre, weil die für sämtliche dieser Symptome alleinige Ursache ohnedies bereits geklärt ist. So selbstbewusst bin ich schon, das nun auch in diesem Rahmen ganz salopp zu behaupten: : -)
Nämlich das surreale Prinzip hinter der „Gesetzgebung“, welches in grauer Vorzeit lokal mal wer so erfunden und entworfen hat und welches unerkannt bis heute in dem sich langsam bis heute globalisierenden Prozeß so mitgeschleppt wurde und heute nur hinter einem, Generation für Generation drauf gesetzten Wust an Texten so „maskiert“ ist, dass es gar nicht mehr erkannt wurde.



„Oder sind das alles nicht doch einfach die ganz normalen Mühen der Ebene?“



„Normal“? Der Herr belieben wohl zu scherzen… : -)


Grüße

Gert
[/u]

Hank
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Beitrag von Hank » 01.09.2010, 00:49

Ja, ganz normal depressiv. Die alteuropäische Geschichte drückt eben schwer aufs Gemüt. Siehe dieses Forum.

Wer will schon diskutieren, über Recht z.B. Alle wollen hier in diesem Forum scheinbar Jus nur als letzte Geheimwaffe gegen verfahrene persönliche Situationen bzw. gegen eine momentan, meist selbst verursachte ungünstige Vermögenslage, können aber offensichtlich ihren Sachverhalt kaum schriftstellerisch darlegen, also können auch geübte Juristen kaum wertvolle Ratschläge erteilen.

Österreich will immer noch die Aristokratie in der Demokratie. Deswegen ist das gesellschaftliche Leben, die Gesprächskultur in Österreich letztlich auch so schwach.

Recht und Jus ist nur ein Teil der Kultur. Es geht immer ums Ganze, um Ganzheitlichkeit, um Vollständigkeit. Und was haben wir? Fachidioten, jeder in seiner Parallel-Welt ohne Anschluss an die Wirklichkeit.

Kultur = Kommunikation.

Adios, Westwelt!

Hank 8)

Kriwetz
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Beitrag von Kriwetz » 01.09.2010, 01:31

Na geh´ komm, Hank, jetzt hatte ich schon fast den Verdacht, dass da wenigstens einer ein wenig "über" den Dingen steht und die "Lage" von dort aus betrachtet, und jetzt fangst Du auch wieder nur zu "jammern" an... : -)
Jammern tun eh´ alle und ständig über was, vom Kanzler und Witzekanzler angefangen... Jammern erklärt aber nix! :-)

Die Erklärung liegt nun ja vor, wieso jammern (fast) alle trotzdem noch immer weiter? Weil´s so lustig ist? :lol:

Grüße

Gert

Hank
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Beitrag von Hank » 06.09.2010, 02:01

Jammern ist die Wehleidigkeit der Verwöhnten. Bin ich nicht. Wenn schon - dann ich habe ich einen ganz normalen, seriösen Blues. Oder soll man in leiser Verzweiflung leiden?

Über den Dingen stehen? Die Welt will betreten werden!

Herr Krivetz, Sie wären ein geeigneter Kandidat für ein politisches Amt. Aber wie Kandidaten auf diverse Wahllisten kommen bzw. was mit so einer Wahlstimme passiert - wir wissen es nicht. 8)

Kriwetz
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Beitrag von Kriwetz » 06.09.2010, 09:13

Zitat:

Herr Krivetz, Sie wären ein geeigneter Kandidat für ein politisches Amt. Aber wie Kandidaten auf diverse Wahllisten kommen bzw. was mit so einer Wahlstimme passiert - wir wissen es nicht.



Werter Hank, tun´s mich bitte nicht mit einer solchen Vorstellung in Schrecken versetzen… lol
Selber vielleicht zu einem „Gesetzgeber“ oder Hüter des „heiligen Buches“ werden zu wollen? Schrecklicher Gedanke…
Damit wäre ja auch die Vorstellung verbunden, mein eigenes Dasein in diesen Elfenbeinturm der Geheimnistuerei verlegen zu müssen, durch dessen dicke Mauern dann nur mehr Gefiltertes „nach außen“ dringt. Da ist es besser, das gleich „draußen“ zu tun und den Herrschaften „drinnen“ gelegentlich einen Brief zu schicken.
Wie „abgehoben“ jede(r) innerhalb dieses Prinzips ganz automatisch (gemacht) wird, lässt sich z.B. ganz leicht an einer entzückenden Phrase erkennen, welche praktisch alle so genannten „Volksvertreter“ – egal, welcher Couleur – in ihren Reden als Phrase führen:
“Die Menschen“ da draußen… bla bla… !?!?
Aha, und drinnen die „Götter“, oder was? Nur ein kleines aber feines weiteres Zeichen für den Realitätsverlust, den man da „drinnen“ ebenfalls erleidet, solange das Prinzip selbst den wirksamen Faktor darstellt. : -)
Man denke nur an einen H.P. Martin. Der hatte auch so viel vor, für „die Menschen“ tun zu wollen und jetzt ist er „drinnen“, aber hauptsächlich nur mehr damit beschäftigt, sich seiner zänkischen Weiber erwehren zu müssen… (grins)

Grüße

Gert

P.s.: Ich hatte am Wochenende, als ich wieder einmal hier herein geschaut habe, erst bemerkt, dass ich nach meinem letzten Eintrag offensichtlich weiterhin angemeldet war, obwohl ich mir sicher war, mich ausgeloggt zu haben. Falls sich also wer darüber gewundert hat, dass „Kriwetz“ dauernd als angemeldet aufgeschienen ist, das war der Grund. Ich besuche die Seite nicht regelmäßig.

Hank
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Beitrag von Hank » 08.09.2010, 00:21

Sie sehen das absolut richtig, Herr Kriwetz.

Und nachdem wir hier in einem Jusforum sind - das was Sie ansprechen ist das Legitimationsproblem der Politik. Legitmation durch Verfahren ist ein alter Rechtsgrundsatz.

Die Verfahren zur Ermittlung geeigneter Kandidaten und zur Eliminierung von ungeeigneten bereits gewählten Kandidaten weisen große Lücken bzw. Mängel auf.

Das Wort "Parteien" kommt in der Bundesverfassung bezeichnenderweise nur in Form von "Parteienfinanzierung" vor.

Parteien sollen "an der politischen Willensbildung mitwirken", in Wirklichkeit sind es nur die Parteien die bestimmen und wer bitte geht schon heutzutage zu einer Partei dazu? Für was?

So haben wir es eben mit einem fast lupenreinen Berufspolitikerstaat, einer Kaste, mit weitgehend politikfernen "Menschen da draußen" zu tun, die wirklich "wählen", nicht nur "auswählen" wollen.

Gesucht werden neue Formen und Verfahren jenseits der klassischen Urnen-Wahl als Eingangslegitimation, was aber nicht unbedingt mehr direkte Demokratie heißen muss.

Wie kommen die jeweils besten Köpfe für eine Sachfrage an einen Tisch? Das ist für mich die Frage. 8)

Kriwetz
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Beitrag von Kriwetz » 08.09.2010, 08:56

Zwischen Frühstückstee und Müsli rasch darauf geantwortet :-)


Zitat
Und nachdem wir hier in einem Jusforum sind - das was Sie ansprechen ist das Legitimationsproblem der Politik. Legitmation durch Verfahren ist ein alter Rechtsgrundsatz.


Na ja, Hank, was aber, wenn das Problem bereits eine Ebene vorher liegt?
Wenn es also nicht ein Problem der „Legitimation“ ist, die vielleicht nur anders zu formulieren wäre und dann passt alles, sondern die „Legitimation“ selbst das Problem darstellt? Eben in dem Sinne, dass jede beliebige „Legitimation“, nicht nur jene, aus der die Politiker ihr Berufs-spezifisches Handeln recht-fertigen, bereits auf einem realitätsfernen Prinzip beruht. Dann wäre doch auch jede diesbezügliche Problemdiskussion erst einmal dort anzusetzen, oder nicht? : -)
Indem einmal diese Rechts-Grundsätze, die aus einer Zeit 4.000 Jahre vor unserer stammen, heute aber noch immer das Handlungsprinzip darstellen und nur durch den immensen Umfang an Texten maskiert sind, erst und endlich einmal hinsichtlich des fundamentalen Irrtums hinterfragt werden.



Zitat:
Gesucht werden neue Formen und Verfahren jenseits der klassischen Urnen-Wahl als Eingangslegitimation, was aber nicht unbedingt mehr direkte Demokratie heißen muss.“


Ich sehe eben auch das etwas differenzierter, nämlich was die Logik jeder Problemdiskussion und -lösung betrifft, egal, welche:
Wenn bereits der Diskurs, die theoretischen Überlegungen dazu, auf praktische Maßnahmen, Veränderungen, im Fokus hat (und das ist in allen so genannten „Experten-Diskussionen“ ja der Fall), ist nicht nur das Scheitern bereits vorprogrammiert, sondern sogar die Vermehrung, die Eskalation aller Probleme. Was zumindest vom „Ergebnis“ (aktueller Zustand), wenn schon nicht dem Grunde nach leicht erkennbar sein müsste.

Das eben deshalb, weil nicht bereits in den theoretischen Überlegungen einen Schritt vorher angesetzt wird, nämlich erst einmal die wirkliche Ursache zu identifizieren.
Der Irrtum, dem seither auch alle „Experten“ unterliegen und der in allen öffentlichen Diskussionen sehr schön beobachtet werden kann, ist ja der, dass versucht wird, Kausalzusammenhänge zu identifizieren. Das ist aber eine banale Geschichte, weil für jedes Problem aberhunderte solcher Kausalzusammenhänge, und ohne dafür ein „Experte“ sein zu brauchen, aufgezeigt werden können, keiner davon aber je als Ursache bezeichnet werden dürfte!?

Wenn so vorgegangen wird – was aber der Fall ist -, kommt stets auch eine solche Scheinlösung in der praktischen Umsetzung heraus, die versucht, einen oder mehrere dieser Kausalzusammenhänge gewaltsam ( = per „Gesetz“) zu eliminieren, in der Irrmeinung, dass damit auch das Problem gelöst würde!?
Es mag danach vielleicht nicht mehr so dominant im Vordergrund der öffentlichen Wahrnehmung stehen, dafür wurden aber durch diese Maßnahme an zahlreichen anderen Ecken hunderte neue Probleme geschaffen.
Weil diese dann aber erst zeitverzögert zum Tragen kommen, wird der Grund dafür nicht mehr in der seinerzeit bereits falschen Problemdiskussion/-lösung erkannt, sondern der ganz gleiche untaugliche Prozess – verhundertfacht - wieder in Gang gesetzt!?
Ergebnis: Eskalation…



Zitat
Wie kommen die jeweils besten Köpfe für eine Sachfrage an einen Tisch? Das ist für mich die Frage.



: -) Und ich wiederum frage mich, welche sind diese „besten Köpfe“ und wo sind sie?
Die, die derzeit an den Tischen sitzen und w.o. vorgehen, um an der Lage was zu verbessern, können´s ja wohl nicht sein (grins).
Gefragt dafür wären halt solche, die einmal Abstand nehmen können vom bisherigen Prozedere und nicht mehr nur Einzelprobleme heraus picken und sofort in Maßnahmen denken, sondern in ganzheitlichen Dimensionen denkend, sich erst einmal mit der Ursachenfrage auseinander setzen.
Ich habe hier in Österreich über zehn Jahre in allen gesellschaftlichen Bereichen nach solchen gesucht, aber leider keinen einzigen gefunden.
Es ist auch unwahrscheinlich, dass sich solche finden werden, weil dem wohl die Eitelkeiten im Wege stehen. So gemeint, dass dieses Abstandnehmen zwangsläufig ja bedeutet, auch von den eigenen seitherigen und vielleicht öffentlich vertretenen Überzeugungen Abstand nehmen zu müssen.
Und bevor das wer tut, guckt er lieber zu, wie das Debakel auf allen Ebenen, und „gesetzlich“ verordnet, nur immer noch größer wird oder vielleicht auch durch Schönreden abgewendet werden könnte oder, wenn auch das nichts hilft, dass es dann wenigstens nur „die anderen“ treffen möge… :evil:
Zuletzt geändert von Kriwetz am 10.09.2010, 11:39, insgesamt 1-mal geändert.

Hank
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Beitrag von Hank » 09.09.2010, 01:12

Sag' ich ja, es braucht neue Formen der Legitimation, dass eben ein frischer, potenter Gemeinwille entsteht, der durchsetzungsfähig ist.

Fassadentexte, Probleme lösen nur auf dem Papier - ja, ja wir sind zwar technisch usw. weiter als vor 6.000 Jahren, aber die Weisheit eines Aristoteles oder Platon haben wir haben wir noch immer kaum nachvollzogen.

Ich habe in einem vorhergehenden Posting einmal den Vergleich mit dem Spiegelkabinett in dem wir uns befinden und das uns die zu lösenden Probleme nicht erkennen lässt angeboten.

Außerdem wollen Sie Herr Kriwetz die Probleme der Wahrnehmungs- und Erkenntnistheorie mit der sich Heerscharen von Wissenschaftlern herumschlagen in einer heißen Viertelstunde lösen, Sie sind ein ungeduldiger Mensch!

Das was Sie meinen und was fehlt ist sog. "politische Reife" - der Staatsbürger wird eben noch lernen müssen, seinen Standpunkt ohne Eigeninteresse in den Willensbildungs- und Entscheidungsfindungsprozess einzubringen.

Der Fortschritt ist aber leider eine Schnecke! - Für Ursachenforschung braucht es Zeit, Zeit, Zeit...

Außerdem: Die Zeit läuft in Wirklichkeit rückwärts, weil wir ja immer Ursache und Wirkung verwechseln. oder?

Peter Handke hat vor einiger Zeit seinen Rücktritt aus der Öffentlichkeit damit begründet, dass in der Antike die Idioten vor den Stadtmauern bleiben mussten , heutzutage ist es eben umgekehrt... :wink:

Kriwetz
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Beitrag von Kriwetz » 09.09.2010, 08:00

Zitat:
Außerdem wollen Sie Herr Kriwetz die Probleme der Wahrnehmungs- und Erkenntnistheorie mit der sich Heerscharen von Wissenschaftlern herumschlagen in einer heißen Viertelstunde lösen, Sie sind ein ungeduldiger Mensch!



Ups, da haben Sie mich missverstanden oder ich mich nicht klar ausgedrückt. : -)
Nach der heißen Viertelstunde der letzten 15 Jahre an Ignoranz und Dekadenz will ich längst nix mehr… schon gar nicht was „lösen“, das die zu lösen hätten, die es auch an-gerichtet haben. lol
Die Information ist draußen, auch über die Grenzen, und jetzt mach´ ich mir nur mehr den Spaß, wenn irgendwo das große Jammern über irgendwelche und angeblich ach so „unerklärlichen“ Ereignisse zelebriert wird, genüsslich daran zu erinnern… 8)


Zitat:
Das was Sie meinen und was fehlt ist sog. "politische Reife" - der Staatsbürger wird eben noch lernen müssen, seinen Standpunkt ohne Eigeninteresse in den Willensbildungs- und Entscheidungsfindungsprozess einzubringen.

Der Fortschritt ist aber leider eine Schnecke! - Für Ursachenforschung braucht es Zeit, Zeit, Zeit...




Ja, der Spruch ist mir auch sehr vertraut. Der kommt immer dann, wenn welche die eigene Verantwortung auf andere abwälzen wollen. : -)
„Der Staatsbürger“ kann selbstverständlich so lange nix lernen, solange ihm die Information, die die Verantwortungsträger längst haben, weiter vorenthalten wird.
Ganz offensichtlich fehlt es also dem Staatsbürger nicht an „politischer Reife“ sondern an Information!
Was wiederum nur daran liegen kann, dass es denen, die diese veranlassen könnten/müssten (Politiker und Medien), an der entsprechenden „politischen Reife“ zu mangeln scheint, diese auch weiter zu geben.
Und dass und warum die sich dafür gerne noch hundert Jahre Zeit, Zeit, Zeit lassen, kann sich bereits jedes kleine Kind denken, ganz ohne jegliche „politische Reife“… warum mir dabei gerade der Grasser eingefallen ist, ist mir ein Rätsel… (grins)



Zitat:
Peter Handke hat vor einiger Zeit seinen Rücktritt aus der Öffentlichkeit damit begründet, dass in der Antike die Idioten vor den Stadtmauern bleiben mussten , heutzutage ist es eben umgekehrt...


Ja ja, der Handke,... selber auch nur zu kritisieren und Symptome unserer Zeit in Romane zu verpacken, sie aber auch nicht ihrem Grunde nach zu erklären, dann aber die beleidigte Leberwurst zu spielen, ist halt auch nicht unbedingt ein Zeichen von „politischer Reife“. lol

Grüße G.K.

Hank
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Beitrag von Hank » 10.09.2010, 01:04

Tja, es wäre wirklich interessant festzustellen was mit einem durchschnittlichen Menschenhirn passiert, wenn es in die Spähren der Politik gerät, da müsste man echt noch Hirnforscher werden...

Ständig in seiner Macht und Wichtigkeit bestätigt werden, und sei es auch nur durch ständige Kritik. Wir wissen es als Normalbürger nicht wie das ist, wenn ständig Foto- und TV-Kameras auf einen gerichtet sind, ständig kommen alle und wollen einen guten Eindruck machen und schnelle Patentrezepte- und -lösungen haben...

Was da für Glückshormone in einem Politiker-Hirn ausgeschüttet werden - wahrscheinlich wird man danach süchtig...

Aber: Die Politiker kommen ja aus dem Volk bzw. aus der Bevölkerung. - Und so sind wir halt - eitel, dumm und gefräßig...

Was die Informationen angeht: Informationen stehen allen und jedem mehr als genug, wahrscheinlich zu viele zur Verfügung, das Problem ist eher, die richtigen Erkenntnisse und Schlüsse bei der Hand zu haben. Und: Wie geht man mit Sachen um, die man nicht weiß, also fast alles??

(Fehl-)Entscheidungen, wenn sie einmal getroffen sind, kann man nur sehr schwer wieder rückgängig machen.

Das gilt auch für Gesetze: Ist es erst einmal in Kraft, gibt es kein zurück mehr, außer man macht neue Gesetze...

Wir sind außerdem immer noch in einem Entwicklungsprozess, der lange noch nicht abgeschlossen ist - Demokratie ist eine schlechte Staatsform, aber es gibt keine bessere...

Die Frage ist: Soll man jetzt echt auf die "Stunde Null" warten, oder kann man das derzeitige politische und gesellschaftliche System auch bei laufendem Betrieb da wo es nötig ist (noch) reparieren?

Die ARS-Electronica in Linz hat heuer "Repair", also die Kultur des Reparierens, des Recyclens als Leitmotiv gewählt; also es denken und arbeiten Gott sei Dank bereits viele Leute in allen Kultursystem an neuen und frischen Lösungen.

"Zwei Schritte vor, einer zurück" - das war Lenins Meinung zur Entwicklung der menschlichen Gesellschaft.

Man sieht: Philosophie ist wichtiger als Demokratie, und Politik sowieso...

Samuel Blaser
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Beitrag von Samuel Blaser » 10.09.2010, 10:00

Hallo zusammen,

mische mich hier auch noch kurz rein, auch in der Hoffnung, dass noch weitere Mitglieder dazustossen könnten.

Es ist so eine Sache mit dem 'Entwicklungs- oder Fortschrittsgedanken' der sogenannten 'Gesellschaft', die man heute trotz nach wie vor nationalen Gesetzgebungen als 'global' verstrickte bezeichnen muss.

Es kommt dabei immer darauf wann, was man wie isoliert, um den Teilaspekten des menschlichen Lebens einen 'Fortschritt' oder eine 'Entwicklung' zuzuschreiben. Selbstverständlich gibt es den Fortschritt in technologischer und diesbezüglich 'kommunikativer' Hinsicht. Doch dass damit auch die nichttechnischen und 'sozialkompetenten' Lebensinhalte aufgebessert werden können, ist mehr als fragwürdig.

Angesichts der zunehmenden und sich verschärfenden 'Weltprobleme' wäre der evolutionistische Entwicklungsgedanke, der implizit oft das Dogma der siegenden, sich-durchsetzenden Intelligenz mitführt, grundsätzlich zu hinterfragen.
Ist eine Kulturform, die einen statischen Charakter aufwiest im Sinne, dass die Interaktionsformen mit der 'Umwelt' über Jahrtausende gleich 'gut' und sinnfüllend erhalten werden können, nicht wesentlich 'intelligenter' als eine, die komplexe wissenschaftliche Hochrechnungen machen kann, wie lange es noch geht bis es dann nicht mehr geht? Und wenn eine solche statische Kultur zudem bei den Kolonialisten damals den sofortigen Eindruck hinterliess, dass die betreffenden Menschen auffallend lebensfroher wirkten als wir 'Westler'?

So gesehen kann es nicht ausreichen, nach 'zwei Vorwärtsschritten einen Rückwärtsschritt zu tun', es muss die gesamte und seit Jahrtausenden hier tradiert Gangart infrage gestellt werden, und dazu ist ein Jammern auch nicht nötig.

Und warum dies speziell in einem Rechtsforum wie hier Sinn machen könnte, lässt sich darin begründen, dass die Idee einer virtuellen sozialen Grundinstanz, wie es das Recht, das Gesetz ist, gerade des Pudels Kern ist.
Wenn man einig gehen kann, das vieles heute im Argen steht, dann hätte dies auch zur logischen Konsequenz, dass ein Weitermachen mit neuen Gesetzen und Rechten dem Versuch des Löschens eines Brandes mit einem Flammenwerfer gleichkommt, obschon die 'Absicht', das Feuer zu löschen ja gut gemeint war.

Der wesentliche Denkschritt liegt also genau dort, wo ein 'Mittel', das Verbesserungen des 'Gemeingeistes' ermöglichen soll, als komplett untauglich und kontraproduktiv eingesehen werden könnte.
Bevor es aber zur dieser Einsicht kommen kann, muss zuerst die Bereitschaft da sein, diesen Gedanken - dass das Prinzip Gesetzgebung DIE Wurzel der heutigen Misere ist - auch wirklich SACHLICH zu durchdenken.

Dem steht erfahrungsgemäss u.A. Folgendes im Weg:

- Der Reflex 'den Menschen' isoliert als egoistisches Wesen zu deuten, dass der gegenseitigen Züchtigung und Beschränkung quasi 'biologisch schon' bedarf. Dabei wird nicht gesehen, dass diese '''wissenschaftliche''' Denkungsart schon eine überstrapaziert individualistische und per Gesetz verordnete Sichtweise 'des Menschens' voraussetzt, die auch schon ein Resultat des 'westlichen Fortschritts' ist. Es ist Ausdruck einer ('bedepperten') Kultur (und nicht im geringsten ein nüchternes Denken), 'den Menschen' als isolierbaren zu sehen, der dem anderen irgendwie grundsätzlich 'Wolf' sein soll und man dagegen eben was tun müsse.

- Den ganzen Vorschlag (dass eben das Prinzip Gesetzgebung das Übel ist) als Variante anarchistischen Denkens zu deuten, das agitatorisch und ev. gewaltsam die Instanzen der Gesetzesmacht möglichst rasch abschaffen möchte. Dies ist nicht der Fall, es geht um ein Durchdenken der Sache, um eine Art 'Aufklärung', die erst dann praktisch fruchten kann, wenn sie global breit mal (ev. erst in mehreren Generationen) eingesehen werden könnte - und das freiwillig von jedem.
Wer da voreilig 'Praxis' machen möchte, indem er andere überrennt oder ignoriert, kann nicht begriffen haben um was es geht.

- Die häufigste Variante der Vermeidung des Denkens der Sache ist es, sofort die persönliche Ebene zu suchen, um am Autor irgendwelche Unstimmigkeiten ausmachen zu können, so dass der Denkvorschlag umgelenkt wird zur projektiven Pathologisierungsgrundlage.

- Das Argumentieren mit Einzelbeispielen, wo ein 'neues Gesetz' eine 'Besserung' scheinbar bringen konnte, freilich unter Ausklammerungen der Nebenwirkungen. Die ganze Diskussion um den (Un)Sinn des Gesetzgebungsprinzip kann nur dann sinnvoll erfolgen, wenn sämtliche Wirkebenen des gemeinschaftlichen und 'inneren' Lebens mitgedacht werden. Wenn ein Gesetz, vergleichbar mit einem Zaun, eine Zone entproblematisiert, so ist in dem Sinn zu schauen, was dieser Zaun auf der anderen Seite (in anderen Zonen) für Auswirkungen hat und was alles an 'Durchlässigkeit' verhindert wird und was das für weitere Folgen haben wird.


Damit versuche ich natürlich möglichst effizient zu einem Gespräch über das Gesetzgebungsprinzip als solches zu kommen, indem ich diese obigen Reaktionen schon gleich mal vorwegnehme.



Viele Grüsse

Sam

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