Sozialwidrige Kündigung

Hier werden Fragen zum Arbeitsverhältnis und zur Beendigung des Arbeitsverhältnisses diskutiert.
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rolandggg
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Sozialwidrige Kündigung

Beitrag von rolandggg » 29.03.2018, 15:47

Hallo!
Ich hätte folgende Frage an die Experten, da wir schon etwas verzweifelt sind!

Meine Frau, 52 Jahre alt (Abfertigung alt), wurde vor ca. einem Monat nach 19 Dienstjahren als Dekorateurin in einem großen österreichischem Möbelhaus gekündigt! Grund, schlechte Umsätze! Sie wurde ins Büro des Chefs zitiert und er stellte sie vor die Alternative einer Kündigung arbeitgeberseitig oder, als Zuckerl ?, sollte sie eine Einvernehmliche unterschreiben wo ihr 2 Monatsgehälter extra angeboten wurden! Als sie diese nicht unterschrieben hat, hat man schreiend versucht sie dazu zu zwingen und gemeint sie müsse unterschreiben! Hat sie nicht! Ihr ging's gar nicht gut!
Wir sind dann zur Arbeiterkammer und dort hat man gemeint wir sollten die Kündigung wegen Sozialwidrigkeit anfechten!
Das haben wir getan! Cirka eine Woche später an einem Montag wurde meine Frau vom Chef schriftlich verwarnt weil sie 5 Minuten zu spät kam und muss: Zitat: "Mit härtesten Konsequenzen bei einem weiteren Verstoß rechnen"! Sie hat sich noch nie was zu schulden kommen lassen! Er war im Haus auch immer dort zu sehen war wo sie gerade war! Scheinbar versucht man die Kündigung nun etwas "anders" durchzuführen?
Seither geht es ihr psychisch ganz schlecht und sie ist im Krankenstand!

Jetzt zum wesentlichen! Die Richterin wo man diese Anfechtungsklage einbringen muss meinte, dass man sie entweder wiedereinstellen wird müsssen( was so gut wie nie vorkommt) oder man wird über einen Betrag verhandeln müssen den Sie quasi als Abfindung bekommt, wenn die Firma sie nicht mehr nimmt! Da sei von 6 bis 24 Monatsgehälter alles möglich!

Jetzt haben wir nun mit einem Rechtsanwalt von der AK geredet und der sagt wieder etwas anderes, total negativ! Eigentlich zahle sich so etwas gar nicht aus und wenn man sagt man wolle 4 Monatsgehälter dann bekommt man 1 oder 2 !?

Und dann gäbe es da noch einen Sachverständigen und die sind auch eher immer für die Firma....? Sagt er!

Irgendwie kommt uns das sehr komisch vor! Nicht falsch verstehen wir sind nicht geldgierig aber diese Kündigung war auf Grund von Sozialwidrigkeit nicht in Ordnung, meine Frau wird sooo leicht nicht wieder einen Job finden, also Dekorateurin fast gar nicht weil das ein Randberuf ist, vlt. als Verkäuferin aber da mit schlechterer Bezahlung und schlechteren Arbeitszeiten! Finanziell müssen wir nicht hungern aber wir sind schon auf zwei Gehälter angewiesen, Raten fürs Haus, Sohn der studiert usw...
Arbeiterkammerseitig hat sich das ganz anders angehört als der Anwalt jetzt sagt!

Und da redet der Anwalt von 1-2 Monatsgehälter?
Sagt mir bitte wenn wir falsch liegen aber hat er keine Lust oder liegt der richtig?

Option wäre eine privater Anwalt den unsere Rechtsschutzversicherung in erst mal in erster Instanz mal bezahlen würde aber nur einen am verhandelnden Ort des Gerichts in Wels (Firmensitz) nicht hier bei uns in Niederösterreich!

Wir würden uns über eine Antwort sehr freuen!

Vielen Dank
Roland



FHoll
Beiträge: 235
Registriert: 05.03.2018, 12:21

Re: Sozialwidrige Kündigung

Beitrag von FHoll » 29.03.2018, 17:07

Gleich vorweg - ich bin kein Experte, nicht studiert, nur interessiert ;)

Eine reguläre Kündigung unter Einhaltung der Kündigungsfristen erfordert eigentlich keine Angabe von Gründen. Eine sozialwidrige Kündigung ist eine, bei der eine wesentliche Beeinträchtigung des Dienstnehmers vorliegt, also zB. oder der Dienstnehmer auf den Arbeitsplatz zur Sicherung des Lebensunterhalts angewiesen ist. Da Ihre Frau mit 52 Jahren auf dem Arbeitsmarkt eher schwer vermittelbar sein wird, können Sie unter diesem Aspekt klagen. Allerdings sagen Sie ja selbst: Sie müssten nicht hungern, es geht also weniger um die Sicherung des Lebensunterhalts und mehr um die Sicherung des Lebensstandards. Sie haben ein Haus (wenn auch nicht abgezahlt) und Ihr studierender Sohn ist ja auch nicht auf Sie angewiesen (zumindest theoretisch). Bedenken Sie, dass auch eine alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern betroffen sein könnte, die sich die Miete nicht mehr leisten könnte - dagegen haben Sie finanziell einfach das größere Polster und entsprechend geringere Ansprüche.

Von der Höhe des Anspruchs abgesehen ist auch nicht klar, ob Sie überhaupt gewinnen würden. Wenn die Angabe des Möbelhauses bezüglich schlechter Umsätze stimmt, rechtfertigt das Rationalisierungsmaßnahmen. Alle Dekorateure haben den gleichen Randberuf, so dass es für alle schwer wäre, einen neuen Job zu finden, selbst wenn sie 20 Jahre jünger sind - und 30jährige sind finanziell meist schlechter abgesichert. Vor Gericht wird zwar nicht ausdiskutiert, welche der Kolleg(inn)en Ihrer Frau stattdessen gekündigt werden hätten sollen, vielleicht hilft es Ihnen dennoch, darüber nachzudenken. Je schwerer es Ihnen fällt, jemanden rauszufassen, desto wahrscheinlicher, dass es gar keine sozialwidrige Kündigung war.

Wie gesagt, ich bin kein Experte, kenne Ihre Lebensumstände nicht genauer und werde mich daher hüten, eine Einschätzung in Zahlen zu geben. Ich kann nur sagen, dass mich die Einschätzung des AK-Rechtsanwalts nicht schockiert.

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