Gesellschaftsrelevante Probleme mit Bewertungsportal webwiki

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Dr.
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Gesellschaftsrelevante Probleme mit Bewertungsportal webwiki

Beitrag von Dr. » 06.02.2015, 11:23

Ich habe ein unerfreuliches Erlebnis mit einem Bewertungsportal: webwiki.

Zufällig stellte ich fest, dass meine Homepage von diesem Portal erfasst und dargestellt wurde. Zusätzlich fand ich eine sehr schädliche Bewertung vor.

Ich habe webwiki aufgefordert alles zu löschen, aber webwiki verweigerte die Löschung der Bewertung, und die Löschung meiner Homepage-Daten versuchten sie zu verzögern. Erst nach meinem zweiten Email mit Hinweis auf rechtliche Schritte veranlasste webwiki dazu alle Homepage-Daten zu löschen. Sie ließen jedoch die Negativbewertung stehen. Meine Argumentation interessierte sichtlich nicht, webwiki meinte, dass sie nur löschen, wenn ich ihnen eine konkrete Stellungnahme zukommen lasse, die sie dann prüfen.

Ich habe nie um Aufnahme in solch ein Bewertungsportal gebeten und werde das auch nicht aus folgenden Gründen:
Grundsätzlich erachte ich solche Portale für sinnentleert, sie dienen höchstens der Verwirrung. Zum einen deswegen, weil der Mensch dazu neigt eine einmalige Erfahrung mit einem anderen als absolut zu setzen und gleichzeitig eigene Fehler als Ausnahme zu betrachten.
Zum anderen, weil ich selbstständiger Psychotherapeut mit Schwerpunkt Kinder und Jugendliche (zumeist gewalttraumatisiert) bin, und die Passung Patient-Therapeut immer eine subjektive ist. Wenn der eine Therapeut zu dem einen konkreten Patienten passt, muss der noch lange nicht zu einem anderen Patienten passen, unabhängig von der Arbeitsweise. Das ist bereits seit Jahrzehnten bekannt und mit seriösen Studien (Grawe) belegt, also schon eine Binsenweisheit.
Im Bereich der Kindertherapie ist es meine berufliche, moralische und staatsbürgerliche Pflicht für den Schutz von mir anvertrauten Kindern zu sorgen. Dass dies in Extremfällen, also dann, wenn die Gewalttäter keine Einsicht zeigen, auch die Zuschaltung des Jugendamtes bedeutet, gefällt den Tätern nachvollziehbar nicht.
Dass dann bösartige oder rufschädigende Bewertungen kommen können ist auch nachvollziehbar. Dies birgt 2 Probleme in sich:
Psychotherapeuten unterliegen einer strengen Schweigepflicht, strenger als jenes der Ärzte. So kann ich also nicht angehen, ohne Details kund zu tun.
Das zweite Problem besteht darin, dass die so wichtige Schutzarbeit für Kinder und Jugendliche geschwächt wird, wenn jeder Elternteil, der sich durch die Hinweise des Therapeuten angegriffen fühlt, die Möglichkeit hat Rufschädigung zu betreiben – da nützt auch nicht der lapidare Hinweis von webwiki, dass es sich bloß um ein Werturteil bzw. Meinung eines Bewertenden handle.

webwiki erheben Daten und stellen sie ungebeten öffentlich: das mag rechtlich möglich sein, ethisch jedoch verwerflich.
Weiter erhebt sich webwiki in den Richtersitz: Stellungnahmen werden geprüft und beurteilt. Jedoch ohne ethische Implikationen zu berücksichtigen - deswegen sind sie eben keine Richter, sollten also diese Arbeit den Profis überlassen und nicht dilettieren.

Im konkreten Fall habe ich mich nach langem Überlegen dazu entschieden eine Stellungnahme (die auch obige Argumentation enthielt) abzugeben, denn der konkrete Fall ließ eine Formulierung zu, dass eine Zuordnung nicht möglich war und somit die Verschwiegenheit gewahrt blieb.
Webwiki meinte daraufhin, dass sie keine offenkundige unwahre Tatsachenbehauptungen feststellen könnten ... meines Erachtens zeigt webwiki damit ausgeprägtes Desinteresse an ethischen Fragestellungen und an der wichtigen Arbeit des Kinderschutzes.

Ich muss feststellen, das hier eine große Lücke im Gesetz klafft – eine Lücke, mit der man auch anders umgehen könnte, wie das Portal Cylex zeigte: diese haben sofort reagiert und weitere Bewertungen - alle, positive und negative – verhindert.

Bleiben zwei Fragen:
a. Was kann man tun gegen diesen generellen Missstand, der die kinderpsychotherapeutische Arbeit und den Schutz von Kindern, die Opfer von physischer, psychischer und/oder sexualisierter Gewalt sind, schwächt?
b. Habe ich rechtliche Möglichkeiten die Löschung dieser Bewertung zu erzwingen?



Manannan
Beiträge: 1447
Registriert: 28.09.2012, 11:08

Beitrag von Manannan » 06.02.2015, 18:34

Würde Ihnen zu einer Unterlassungsklage raten.
Diesbezüglich sollten Sie eine anwaltliche Vertretung in Anspruch nehmen.

studi
Beiträge: 2
Registriert: 23.10.2015, 22:14

Allgemeines Statement auf Ihrer Homepage

Beitrag von studi » 25.10.2015, 09:55

Ob es nun Facebook-Beiträge, Kommentar von Online-Usern sind, generelle Personen- und Seitenbewertungen und Reputationsbewertungen, in der heutigen Zeit ist ein "mag ich" oder "mag ich nicht" Gang und Gebe.

Worauf sich das Portal berufen kann, ist ein statistischer Durchschnitt aller Userbewertungen. Wenn es zu extremen Ausreißern kommt, so bleibt eine deutliche Tendenz. Nur wird die Bewertungs-Motivation bei Unzufriedenheit höher sein, als bei Zufriedenheit. Insofern kann das zu einem Bias führen.

Wie viele Aufrufer hat die Seite im Durchschnitt? Wenn Klienten recherchieren, kann es durchaus sein, dass der eine oder andere Klient sich davon beeinflussen lässt. Aber auch er könnte noch eine eigene Prüfung anstellen. Wie viele Mitbewerber gibt es? Wie sieht bei ihnen die Bewertung aus? Bekommen die Klienten bei anderen auch zeitlich Gesprächstermine?

Die Betreiber leben von Bewertungen. Wenn einzelnen Forderungen nachgegeben wird, könnten dem Beispiel andere folgen und das Portal müsste schließen. Ich hoffe, sie verdienen dafür gut. Psychotherapeut zu sein, ist sicher nicht einfach. Sie haben täglich mit Widerständen, Übertragungen und Projektiven Identifikationen zu tun.

Vielleicht könnten Sie auf Ihren Internetseiten darüber allgemein informieren. In etwa so: "Ich bedauere, dass es gelegentlich Personen gibt, die trotz meines therapeutischen Bemühens, aufgrund von Zorn und Projektion, beim eigenen Aufarbeiten, meiner Reputation schaden. Ich versichere, dass ich alle meine therapeutischen Fähigkeiten nutze, um anderen zu helfen und um sie zu unterstützen."

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