Schreiben von einem ausländischen Anwalt

[peter7]

Hallo,

ich habe noch eine Frage:

Vor ein paar Tagen ist ein Mail von einem australischen Anwalt hereingeflattert, das er auch als Brief (nicht eingeschrieben) nachgereicht hat. Soweit ich das Juristenenglisch übersetzen konnte meinte er, dass ich irgendeine Form der Urheberrechtsverletzung begangen hätte. Weiß nicht genau was er wirklich will (außer ein paar Tausend Dollar und dass ich meine Webseite schließe,...)

Meine Frage: Soll ich erst mal abwarten bis ein deutsch sprechender Anwalt auftaucht?

Danke

Peter

[Hank]

Unbedingt sofort Stellungnahme an den australischen Anwalt übermitteln, aus dem Schreiben soll hervorgehen, dass man die unerlaubten Handlungen und Eingriffe in fremde Rechte in Zukunft unterlässt, dass man sein Geschäftsmodell ohnehin überarbeitet hat und sich ab sofort dem eigenen Verhaltenskodex in den AGBs unterwirft.

Und nicht zuletzt, dass man entsprechend seiner finanziellen Möglichkeiten eine Vergleichssumme (z.B. die Hälfte der Forderung) unstrittig anbietet und auch sofort zu zahlen bereit ist, weil wenn dann ein Brief von einem lokalen Anwalt kommt, sind wieder Kosten angefallen und man hat kaum Zeit gewonnen. Dass man nicht Englisch könne, gilt für einen Website-Betreiber sicher nicht als Ausrede.

Hank

[peter7]

Hi,

danke für die Antwort. Ich hatte eigentlich vor zu warten bis ein deutscher Anwalt sich meldet.

Hintergrund: Es geht um eine weltweite Liste mit eingetragenen Händlern (ca. 175000). Der australische Anwalt meint, dass er zwei Fake Einträge seines Mandanten in meiner Liste (Teilbereich Australien) gefunden hat. Da sich jeder eintragen kann (wie in einem Forum) und diese Einträge auch in vielen anderen Webseiten zu finden sind ist mir nicht klar, ob die das da selbst eingetragen haben. Aus diesem Grund hatte ich eher vor abzuwarten und das in einem Prozess lokal zu regeln. Keine gute Idee?

Peter

[MG]

Wenn man sich als Unternehmer betätigt, sollte man sich ua auch überlegen, ob man für den Bedarfsfall Profis (Steuerberater, Rechtsanwalt etc.) heran ziehen soll, oder ob man sich auf gut gemeinte, aber möglicher Weise leider nicht gute Ratschläge verlassen wird.

Die letzere Variante vergleich ich immer mit diesen unsäglichen Krankheitsseiten, wo die Leute ihre Symptome schildern und dann von der großteils inkompetenten Community von Blähungen bis Darmkrebs im Endstadium alles diagnostiziert wird...

mfG
RA Michael Gruner

P.S. Um das klar zu stellen, in der ggst. Sache bin ich nicht kompetent, weil durch den Auslandsbezug mit Australien abzuklären ist, inwieweit ein Verfahren in AUS in AT überhaupt Wirkungen erlangen könnte.

[Hank]

Ja eh - "cacatum non est dictum" ist überhaupt wahrscheinlich der älteste Juristenspruch der Welt und damit älter als "pecunia non olet".

Ich würde die Australier jedenfalls nicht unterschätzen - die warten ganz einfach bis genug Internetsünder beisammen sind, was gar nicht so lang dauern dürfte und dann verkaufen sie einfach en bloc die ganzen dokumentierten Forderungen recht günstig z.B. an deutschsprachige Abmahnkanzleien und dann regnet's gelbe Zettel im Postkastl.

Mit derart abgetretenen Forderungen kann dann der neue Gläubiger gegenüber den bestimmten Personen aufrechnen bzw. seinerseits Schadenersatzansprüche geltend machen, wo er das sonst nicht könnte.

Außerdem ist man als unseriöser Unternehmer sowieso schnell auf den diversen schwarzen Listen, was natürlich auch nicht gut fürs Geschäft ist...