Was ist gerecht - beste Lösung für alle?

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applejuice
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Was ist gerecht - beste Lösung für alle?

Beitrag von applejuice » 18.10.2021, 10:49

Hallo,

ich hoffe, ich bin hier richtig - bin privat hier, habe mich auch schon mal rechtlich von einer Anwältin im Süden von Wien beraten lassen. Bin Mitte 40, männlich und selbständig.

Es geht hier um eine Mischung aus moralischer bzw. rechtlich bester - und finanziell fairer - Lösung, was das gemeinsame Haus betrifft.

Wir haben es nach gröberen Problemen nochmal probiert, haben uns dann aber doch getrennt (ging von mir aus), bin vor über zwei Jahren ausgezogen. Zwei gemeinsame Kinder, größeres (volljährig) vor kurzem ausgezogen, kleineres (14) lebt meist bei der Mutter.
Prinzipiell gute, problemlose Gesprächsbasis. Gegenseitiger Respekt vorhanden sowie jeder möchte, dass es dem anderen weiterhin gut geht. Haben beide neue Beziehungen.

Das Haus haben wir vor 10 Jahren gebaut. Gesamtinvestition ca. 450-500 k€ incl. Grundstück, momentaner Wert wahrscheinlich auch in der Range. Gute Grünruhelage südl. von Wien. 2/5 abbezahlt, 3/5 noch Kredit und Wohnbauförderung. Stehen beide 50:50 im Grundbuch. Habe immer mehr verdient und bezahlt, sie dafür mehr um die Kinder gekümmert. Alles ok soweit.

Sind noch nicht geschieden. Muss bzw. werde offenbar keinen Unterhalt zahlen müssen, dafür ist der Gehaltsunterschied zu gering.
Seit Mitte 2019 bezahle auch bisher keine Alimente, sondern:
Seit meinem Auszug im Sommer 2019 zahle ich nach wie vor weiterhin 75% der monatl Gesamtkosten aufs Hauskonto (ca. 1000,- €), von dem alles bezahlt wird (kredit, WBF, Strom/wasser/Versicherung, GIS, alles...). Damit vorläufig alles so bleibt, wie es ist - für die Kinder, damit die nicht auch noch aus dem Haus rausmüssen, wenn sich schon die Eltern trennen.

Meine Noch-Frau wird auch keine Alimente nachfordern, aber jetzt muss das ganze geklärt werden.

Sie möchte gern langfristig (sagt sie) im Haus bleiben und bietet mir an: Wert des Hauses wurde geschätzt (Stand 2019 - mein Auszug, seitdem habe ich ja praktisch nicht mehr das Haus abbezahlt, sondern das von mir bezahlte Geld sind quasi die Alimente gewesen) und davon (abzügl. damals offener Schulden) zahlt sie mir in ein paar Jahren ( z.B. 5 ?) 50 %. Das wären dann summa Solarium an die 100.000 € etwa.

Klingt nicht schlecht - aber folgende Nachteile für mich:

1) Ich habe mir seit 2 Jahren eine Wohnung gemietet und zahle miete. Die nächsten 5 Jahren werde ich voraussichtlich weiter Miete zahlen. Würde ich hingegen jetzt von ihr ausbezahlt werden, könnte ich mir eine Wohnung kaufen und den Rest abbezahlen. Finanzieller Nachteil also: 7 Jahre Miete. Im Moment 700,- - * 12 * 5= 42.000 €

2) Der Wert des Hauses, wieviel ich mit abbezahlt habe und wieviel mir folglich zusteht, würde mit Mitte 2019 bestimmt und fixiert. Immobilienpreise steigen jährlich, die Inflation ebenfalls, Kreditzinsen sind im Keller. Gute Zeiten für Menschen, die ein Haus abbezahlen, schlechte Zeiten für Bargeld. Sie bezahlt das Haus weiter ab, während ich Miete zahle und erst in 5 Jahren daran denken kann, mir eigenes Eigentum zu schaffen. Die ca. 100.000 sind in 5 Jahren deutlich weniger wert als heute, könnten aber in einer Immobilie angelegt in diesen 5 Jahren deutlich an Wert gewinnen.

3) Nimmt man tatsächlich Mitte 2019 als Stichtag für die Immobilienbewertung, kann man moralisch die 1000,-, die ich monatl. zahle, ja guten Gewissens als Alimente zählen. So gesehen müsste sie mir ja für die letzten 2 Jahre Miete bezahlen, da sie in dem Haus wohnt, das mir zur Hälfte gehört. Das werde ich natürlich nicht fordern, gehört aber bei einer Kompletten Betrachtung auch erwähnt.

4) Das kleinere Kind ist gerne und immer mehr bei mir. Würde mich durchaus auch 50:50 darum kümmern, aber das geht in einer 2-Zimmer-Wohnung mit 60 qm natürlich nicht. Wäre die Betreuung 50:50, müsste ich meiner Frau also eigentlich gar nichts bezahlen. Dann - und zusätzlich zum Geld bei sofortigem Hausverkauf - könnte ich mir eine größere Wohnung kaufen mit 3 oder 4 Zimmern, das Kind hätte ein eigenes Zimmer bei mir. Auch eine Möglichkeit.

Sie kann mich jetzt nicht auszahlen. Die Alternative zu ihrem Vorschlag (mich in ein paar Jahren auszahlen, sie bleibt drin) ist also, dass das Haus verkauft werden muss.

Wäre finanziell für mich besser und unterm Strich eine faire Lösung. Andererseits widerstrebt es mir auch, eine schöne Immobilie im "Familienbesitz" zu verkaufen - in Zeiten wie diesen, wo ja nix besser ist als so etwas zu haben und abzubezahlen. Aber eben nur gemeinsam - ein Haus kann man nicht zerteilen. Außerdem soll es ja nicht Hart auf Hart gehen, aber welche Lösung ist fair und gerecht für alle?

Wer sich das alles durchgelesen hat - vielen Dank. Bitte um eure / Ihre Gedanken und Einschätzungen!


Zusatz (1): Dass ich die 1000,- € aufs Hauskonto bezahle, hört jetzt sowieso auf, da die große ja ausgezogen ist und jetzt ihren Teil der "Alimente" (Auch, wenn noch nicht gerichtlich festgelegt) bekommt. Laut meiner Anwältin beträgt der Kinderunterhalt für beide zwischen 720 und 950, je nach meinem Einkommen (schwankend, da selbständig). Ab November bekommt die größere 450, die Mutter für die kleine 400.



alles2
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Re: Was ist gerecht - beste Lösung für alle?

Beitrag von alles2 » 24.10.2021, 01:27

Gerecht könnte für gewöhnlich das sein, was ein Gericht entscheiden würde. Und dieses nimmt kaum Rücksicht auf irgendwelche Was-wäre-wenn-Spielchen in den nächsten 5 Jahren. In Analogie zu den Unterhaltszahlungen (ein wenig quergedacht) ginge es um das Hier und Jetzt, während die Zeit danach sich gänzlich anders entwickeln könnte, als man es sich in seinen kühnsten Träumen hätte vorstellen können. Als Ihr Euch zu dem gemeinsamem Vorhaben der eigenen 4 Wände hattet hinreißen lassen, wart Ihr wohl auch nicht auf eine Trennung vor der Kredit-Tilgung eingestellt.

Ein Gericht würde sich zwar Deine Ausführungen anhören. Aber auch jene der Gegenseite und deren Stellungnahmen. Nur zu gerne kann es dann auf einen Mittelweg (Vergleich) hinauslaufen, bei dem beide Seiten zu einem gewissen Teil den Kürzeren zu ziehen hätte. In Anbetracht dessen könnte man sich vorher schon von der subjektiven Idealvorstellung verabschieden, die nicht in Reichweite wäre oder der ein Gericht nicht folgen würde.
Derweil nur stiller Mitleser, da ich gerade von Anwälten schikaniert wurde. Keine Anfragen mehr nach deren Namen und ob Ihr deren Kanzlei auf Google negativ bewerten sollt. Gerne melde ich mich per PN auf Eure Beiträge. Vorher bitte die Forensuche nutzen!

bergfan
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Re: Was ist gerecht - beste Lösung für alle?

Beitrag von bergfan » 05.11.2021, 13:12

Häuser sind durch die Pandiemie ziemlich gestiegen. Eine aktuelle Schätzung wäre daher fair.

Es gibt noch ein Problem. Du wirst noch im Kredit für das gemeinsame Haus stehen. Die Haftung wird durch die Scheidung geändert - du stehst allerdings trotzdem im Kredit (ganz raus lässt dich die Bank im Normalfall nicht). Solange der Kredit nicht ausbezahlt wird wird es dann schwierig für dich einen zusätzlichen Kredit zu bekommen (kenne genug Fälle). Dazu kommt irgendwann das Alter.

Die Frage ist daher eher ob du fair oder nett sein willst.

Fair wäre es für mich das Haus zu verkaufen und dann kann jeder mit seinem Geld machen was er will und sich auch gleich um ein neues Eigentum kümmern.

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