Die Problematik ist immer eine Abwägungsproblematik - einerseits hat man freie Berufswahl und die Gemeinden wollen ja, dass sich viele Betriebe ansiedeln, weil dann gibt's Arbeitsplätze und Kommunalsteuer (3 % von der Bruttolohnsumme) bzw. die Gemeinde steht beim Finanzausgleich mit dem Bund besser da je mehr Betriebe Umsatz machen und die jeweiligen BürgerInnen profitieren vom Wirtschaftsstandort mit einem möglichst breiten Angebot.
Andererseits kannst du nicht der Wirtschaft zuliebe einem jeden Dahergelaufenen eine Gewerbeberechtigung erteilen, weil du brauchst erstens einen Gewerbemix, also nicht nur Kebab-Buden und Rosenverkäufer und zweitens sollen die Betriebe möglichst Kontinuität haben und nicht auf- und schon wieder zusperren.
Das Nachsichtsverfahren soll halt möglichst auch Einzelfallgerechtigkeit ermöglichen, wenn also jemand Vorbestraft ist oder schon einen Konkurs gebaut hat, soll eben geprüft werden, ob der Mann oder die Frau nicht doch als verlässlich einzustufen ist, man will ja niemandem unnötig das Leben schwer machen...
Was die Befähigungsnachweise angeht geht es ums Gleiche - abwägen, ob jemand trotz fehlender Diplome und Zettel geeignet ist, ein Gewerbe verlässlich auszuüben. Kann sein, dass man das nicht als Nachsichtsverfahren bezeichnet, sondern als Freie Ermessensprüfung, aber jedenfalls hat die Behörde da einen Spielraum, weil es wie gesagt um den Sinn der Sache geht, nämlich einen starken Wirtschaftsstandort.
Da muss die Behörde pragmatisch sein - soviel Bürokratie wie nötig, sowenig Bürokratie wie möglich. Klar, dass trotz aller Nachsichtsverfahren manche Bewerber abgelehnt werden und sich dann beschweren und zu einem Fall für die Verwaltungssenate werden.
Es ist letztlich eine Belastung für die Beamten, die die Fälle bearbeiten müssen - schnell soll es gehen, Fehler darfst keinen machen, großzügig sollst auch sein und dann kommen entweder die Wirtschaftskämmerer oder die Gemeindepolitiker und machen in die eine oder andere Richtung der Behörde Druck.
So sehe ich die Problematik, sehr geehrte Fernkursmaus.
lg Hank
