Sehr erfrischende Sichtweise. Wirkt auf mich etwas "schräg", doch ich mag sowas. Besonders wenn man inhaltlich was mitnehmen kann, weshalb zumindest ich mich dafür bedanke
Also rechtlich gäbe es schon Mittel und Wege, wobei ich grundsätzlich die Erfolgsaussichten in Frage stelle und es abermals auf eine Einzelfallentscheidung hinauslaufen würde. Je mehr Nachbarn das ebenso empfinden, desto besser. Habe oft Leute begleitet, die in einer ähnlichen Situation waren und nur einmal konnten wir tatsächlich die Sektkorken knallen lassen. Auch nur deshalb, weil nicht von einem Durchschnittsmenschen ausgegangen werden konnte, sondern die Beschwerdeführerin sich bereits in einem labilen Zustand befand. Dabei ging der Richter davon aus, dass es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit durch das akustische Umfeld begründet lag und somit entsprechend § 364 Abs.2 ABGB eine wesentliche Beeinträchtigung vorlag. Nachdem erst vergangenen Mittwoch der internationale Tag gegen den Lärm war und ich im Rahmen einer Konferenz zu mehr Hintergrundinformationen gelangt bin, möchte ich es hier platzieren. Vielleicht kann man daraus was für ein Gespräch unter 4 Augen aufgreifen. Sollte wer nur an dem rechtlichen Teil interessiert sein, wären die nächsten beiden Absätze zu überspringen.
Gerade in der modernen Zeit fühlen sich Lärmgeschädigte, die immer mehr und jünger werden, in der unmittelbaren Umgebung vor allem durch Freizeitlärm stark gestört. Tag und Nacht im Einsatz lassen sich unsere Ohren nicht abschalten. Geräusche und Lärm sind unsere tägliche Begleiter. Wie wir wissen hat Lärm nichts mit angenehmen Klängen zu tun. Per Definition ist Lärm eigentlich unerwünschter Schall, und der kann mitunter subjektiv sein. Ein Jacuzzi-Besitzer fühlt sich durch dessen Geräusche höchstwahrscheinlich weniger belästigt als der Nachbar, der es schon lange auf jemanden abgesehen hat. Natürlich hängt es auch von der Situation ab, man wird im Tiefschlaf wahrscheinlich auch nicht so begeistert sein, wenn ständig etwas vorbeifährt, aber allgemein im zumindest wachen Zustand wird er sicherlich weniger negative Reaktionen verspüren, wenn er diese Geräusche hört. Kenne einen Mitarbeiter am Institut für Schallforschung an der Akademie der Wissenschaften, wo Geräusche und Lärmquellen untersucht werden. Vergleichbar wie bei Poolpumpen sind auch bei Windräder die tieffrequenten Töne besonders knifflig zu eliminierende Lärmquellen. Auch beim Straßenverkehr, wenn man alles optimiert, bleiben hauptsächlich tieffrequente Töne über, dessen Wellenlängen sehr lang sind. Sind die tieffrequenten Töne mal in der Luft, dann hat man ein großes Problem. Denn wenn man in solchen Fällen ein Hindernis einbaut, das nicht sehr hoch ist, werden die tiefen Töne nur geringfügig beeinflusst. Die großen Wellenlängen führen dazu, dass sie gegen kleine Hindernisse ziemlich unempfindlich sind. Dauer und Lautstärke des Lärms sind wesentliche Faktoren für anatomische Schäden.
Man muss sich vorstellen, unser Innenohr arbeitet rund um die Uhr, 24 Stunden am Tag. Wir haben da ganz feine Haarzellen, die als kleine Sensoren den Lärm aufnehmen. Wenn man die Haarzellen ständig beschallt - sie also sehr viel arbeiten müssen - stoßen sie irgendwann an die Grenzen ihrer Kapazität und können absterben. Man kann sich das vorstellen wie ein Weizenfeld, durch das ein Sturm fegt und dann knicken die Halme ab und erholen sich nicht mehr. Und beim Menschen ist es so, was weg ist, ist weg. Denn die Haarzellen wachsen nicht nach und Schäden sind damit oft bleibend und können auch nicht mehr gut gemacht werden. In unserer heutigen Generation züchtet man sich über die Jahre den eigenen Lärmschaden, der leider nicht mehr gut zu machen ist. Sehr viel verschulden wir selbst, vor allem der ungewollte Lärm spielt eine große Rolle bei indirekten Schäden, da Akustik und Psyche zusammengehören. Lärm versetzt unser Körper in eine Alarmbereitschaft, die letztendlich eine Schutzfunktion ist. Und wenn wir ständig in Alarmbereitschaft sind, steigt unser Puls, Blutdruck und Stresshormone werden ausgeschüttet, was dauerhaft zu Schäden führt. Kardiovaskuläre Erkrankungen werden mit durch Lärm beeinflusst und können mitunter zu Despressionen und Angststörungen führen. Lärm verursacht Stress, denn es aktiviert auch das autonome Nervensystem und hormonelle System. Blutdruck, Herzfrequenz und andere Kreislauffaktoren verändern sich und damit greifen Stresshormone auch in Stoffwechselvorgänge ein. Auch wer meint, sich an Lärm gewöhnt zu haben, leidet weitgehend unter diesen unbewussten und autonomen Reaktionen. Bluthochdruck und Kreislauferkrankungen einschließlich Herzinfarkt können durch Lärm verursacht werden. Lärmbelästigungen in der Nacht sorgen außerdem für Schlafstörungen. Das ist insofern ungesund, weil wir wissen, dass gerade der Tiefschlaf ein Reservoir für unsere Regeneration bietet. In diesen Phasen können wir unser Gehirn reinigen und damit später bspw. weniger an Alzheimerdemenz erkranken. Es hat sich sogar gezeigt, dass ein erhöhter Lärmpegel auch möglicherweise mit einer erhöhten Brustkrebsrate einhergeht. Lärm ist ein wesentlicher negativer Einflussfaktor, was unseren Schlaf, aber auch unsere Gesundheit als Ganzes betrifft. Man muss betonen, dass Lärmschäden stets unwiederbringlich sind. Also sollte man seine Ohren so gut wie möglich schützen und uns auch mal eine Pause gönnen, um unser Körper vor Stress und Folgeschäden zu bewahren.
Sollte es doch zu einem gerichtlichen Verfahren kommen, könnten vielleicht einige Argumente davon Eindruck hinterlassen. Denn nur zu gerne orientiert man sich an irgendwelche Richtlinien (ÖAL), Grenzwertverordnungen oder den Empfehlungen der WHO. Als Richtschnur für den Maximalpegel gilt im Wohn- und Ortsgebiet 55 dB, während es im reinen Wohngebiet 50 dB sind. Nachts 10 dB weniger. Im Prinzip wären wir mit den Poolpumpen weit drunter. Werte bis ca. 80 dB gelten dabei noch als gesundheitlich unbedenklich. Bis 110 dB wird unter gewissen Bedingungen von einer Gesundheitsgefährdung gesprochen. Und darüber wären wir beim Thema Gesundheitsschaden. So zumindest habe ich es im Kopf.
Die tieffrequenten Schwingungen fließen da aber nicht mit ein und werden daher gerne mal ins Treffen geführt. Für die einen belastend, für die anderen kaum wahrnehmbar. Drückt das aufs Gemüt und lässt sich sonst keine Lösung finden, könnte ein Gutachten in Auftrag gegeben werden und letztendlich die Beseitigung der Lärmquelle gerichtlich erwirkt werden. Zu viel würde ich mir jedoch nicht erhoffen. Daher abgesehen vom zuvor Genannten mal schauen, ob die Pumpe sich vielleicht nicht woanders hinstellen lässt, ob man irgendwie ein Schallschutz einrichten kann und ob man mit einer Zeituhr oder ähnliches arbeiten kann, damit die Pumpe nicht dauerhaft läuft.
Man könnte auch jene Ansätze verfolgen, wie es von Tinnitus geplagte Personen machen würden, wenn ein egoistischer Nachbar ganz und gar uneinsichtig ist und man sich einen gerichtlichen Nervenkrieg ersparen möchte. Ist man einmal betroffen, kann es durchaus gelingen, mit der eigenen Lärmquelle umzugehen und zu leben. Der Vergleich hinkt zwar etwas, weil man weiß, dass man nur selbst daran was ändern kann. Sollte jedoch nur eine Anregung sein, was voraussetzen würde, dass man es zulässt und auch der Kopf mitspielt. Möchte damit nur anregen, es Problemfälle gibt, bei denen nicht immer die Verantwortung bei den anderen zu suchen ist, sondern die Lösung dadurch herbeigeführt werden kann, wenn man bei sich selber anfängt.