Ich bin mit meiner Familie 1994 in ein von uns neuerbautes Wohnhaus am Ortsrand eines kleinen burgenländischen Dorfes gezogen, weil wir dort eine friedliche Umgebung erwarteten. In dem Ort gab es seit jeher kleine landwirtschaftliche Betriebe, die durchaus tolerabel sind. Vor ein paar Jahren erwachte jedoch in einem von uns schon vor dem Aus stehend gemeinter landwirtschaftlicher Betrieb zu neuem Leben. Und wie! Gegenüber unseres Anwesens enstand die Zentrale des burgenländischen Maschinenringes, dem der Landwirt nun inzwischen sogar als österreichweiter Leiter vorsteht. Von nun an war es mit der Ruhe vorbei, scheint der Maschinenring ja 7 Tage die Woche fast ständig am Arbeiten zu sein. Es wird ja nicht nur für die eigene Landwirtschaft, sondern auch für alle anderen "hilfsbedürftigen" Landwirte um gutes, teures Entgeld gearbeitet. Auch das haben wir noch hingenommen, da es zu Beginn noch in halbwegs akzeptablen Grenzen blieb. Als aber dann vor 2 Jahren zu Pfingsten 2007 (das ganze lange Wochenende und noch zwei Wochen mehr waren mit Baulärm erfüllt!!), eine fünftürmige Silotrockungsanlage vor unserer Nase entstand, von der kein Anrainer vorher informiert wurde (angeblich alles legal?!?), platze die Bombe. Seit dieser Zeit gibts es für uns Lärm das ganze Jahr über, an Sonn- und Feiertagen (anscheinend besonders beliebte Arbeitstage für die Maschinenringsklaven), ob Regen oder Schnee: es gibt immer was zu tun und das nicht gerade schallgedämpft. Die Maschinen und Geräte werden immer größer, immer bedrohlicher und immer lauter. Die Traktorfahrer dürften mit ihren Riesentraktoren demnächst am A1-Ring ihrer Runden fahren dürfen, zumindest was die Geschwindigkeit betrifft haben sie schon fleißig geübt. Und die Silotrockung läuft in Erntezeiten (Juli bis November) fast rund um die Uhr. Kein gemütliches Terrassensitzen im Sommer mehr, keine offenen Fenster im Schlafzimmer, selbst bei der größten Hitze und immer wieder neue Lärmeinlagen, wie Geräte reparieren um Mitternacht oder Spritzmittel auftanken um halb fünf Uhr früh, vom Getreide dreschen bis zwei Uhr früh gar nicht zu reden (inklusive Befüllen und Inbetriebnehmen der Trockungsanlage).
Die zuständige Baubehörde (Gemeinde) hat unsere Frage, wie es denn möglich sei, eine solche Anlage ohne Information der Anrainer ins (wohn)bebaute Gebiet stellen zu dürfen nur damit beantwortet, dass der Gemeinderat einstimmig zugestimmt habe. Wir könnten ja jetzt versuchen, eine Unterschriftenaktion in der Anrainerschaft zu starten, um etwas zu verändern. Eine bösartigere Ironie und Dummheit ist mir selten wann untergekommen!
Mit den weniger intelligenten Protagonisten der landwirtschaftlichen "Leistungsschau" zu reden, ist zwecklos, da sie sich teilweise nur mittels Urlauten verständigen. Daher stelle ich im Namen meiner Familie die Anfrage in den Raum: Was können wir tun um wieder normal leben zu können? (Antworten wie: verkaufen und wegziehen mögen gut gemeint sein, aber in Zeiten der Wirtschaftskrise kann man eher ein Haus kaufen als es verkaufen).
Ich bin gespannt, was an Lösungsvorschlägen kommen wird.
Landwirtschaftliche Lärmbelästigung
Landwirtschaftliche Lärmbelästigung
Zuletzt geändert von wummi am 27.07.2009, 07:42, insgesamt 1-mal geändert.
Die Lösung kann man hier nicht so einfach anbieten. Ich würde aber versuchen, ein paar weitere Betroffene zu sammeln und dann einen Anwalt, der mit derartigen Dingen zu tun hat, gemeinsam konsultieren, um die rechtlichen Rahmenbedingungen abzuklären.
Wir bewegen uns dabei nicht nur im Bereich Bauordnung, sondern auch Betriebsanlagen-, Gewerberecht und allgemein Immissionsschutz etc. Es in der Tat oft haarsträubend, wie sich "Ortskaiser" über elementarste gesetzliche Anforderungen hinwegsetzen.
Ein Anwalt aus dem Burgenland wäre wahrscheinlich zu bevorzugen.
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Alles Gute!
RA Michael Gruner
Wir bewegen uns dabei nicht nur im Bereich Bauordnung, sondern auch Betriebsanlagen-, Gewerberecht und allgemein Immissionsschutz etc. Es in der Tat oft haarsträubend, wie sich "Ortskaiser" über elementarste gesetzliche Anforderungen hinwegsetzen.
Ein Anwalt aus dem Burgenland wäre wahrscheinlich zu bevorzugen.
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RA Michael Gruner
Vielen Dank für Ihren Tipp. Betroffene zu sammeln wird nicht einfach sein, weil in dem Dorf fast ausschließlich Menschen ohne Zivilcourage leben. Wir haben bereits versucht in der Nachbarschaft mobil zu machen, aber bisher nur Absagen oder ausweichende Antworten erhalten. Der Landwirt, der die Anlage betreibt, ist ja zusätzlich noch Vizebürgermeister des Ortes und hat seine Finger in allen möglichen (auch politischen) Kreisen. Und das fürchtet die naive Bevölkerung sehr. Auch Repressalien, wie sie einer Frau schon vor Jahren passierten als sie vehement gegen den damals absurden Plan der Gemeinde, in der Nähe einen Flugplatz zu errichten, protestierte und schließlich genügend Mitstreiter fand, um den Wahnsinn zu verhindern.
Wir werden wohl die ersten Schritte (rechtliche Information, Recherchen der Möglichkeiten etc.) alleine vornehmen müssen. Trotzdem danke!
Wir werden wohl die ersten Schritte (rechtliche Information, Recherchen der Möglichkeiten etc.) alleine vornehmen müssen. Trotzdem danke!
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